Auch in der spanischen Fußballhauptstadt Madrid sorgen politische und soziale Faktoren für die Spannungen und Rivalität beider Vereine. So steht das legendäre Santiago Bernabéu, Spielort des „besten Vereins des 20. Jahrhunderts“, neben Banken und Unternehmen und repräsentiert die Oberschicht. Das bis 2016 Spielstätte von Atletico Madrid gewesene Estadio Vicente Calderón liegt hingegen neben einer Brauerei, der Autobahn und dem Manzanares und gilt als Repräsentant der Arbeiterklasse.
Spanischer Rekordmeister
33 Meisterschaften, 19 Pokalsiege, 13 Siege im Europapokal der Landesmeister bzw. der Champions League und viele weitere Titel in den verschiedensten Wettbewerben stehen einem der erfolgreichsten Vereine der Welt zu Buche – Real Madrid. Offiziell gegründet wurden die Madrilenen im März 1902, doch schon seit 1897 kickten spanische Jungs unter dem späteren Gründungsnamen Madrid Foot-Ball Club in den Wiesen und Hinterhöfen der Hauptstadt. Bis heute hält die Vereinsfarbe weiß an. Auch, dass der Verein noch ein Verein ist, hält an. Er ist keine AG, nicht im Besitz einer Privatperson, sondern gehört den aktuell über 93.000 Mitgliedern.
Real stand vor dem Aus
Zwischen 1920 und 1931 trugen die Madrilenen den Zusatz „Real“, spanisch für königlich im Titel. König Alfons XIII. verlieh den Titel. Zwischen 1931 und 1941 wurde der Zusatz, aufgrund des Verbots monarchistischer Symbole während der Zweiten Spanischen Republik, verboten. Seither ist man wieder königlich. Nah am Ende der Vereinsgeschichte war man während des spanischen Bürgerkrieges. Die gesamte Infrastruktur wurde zerstört. Das Stadion eignete sich als Feuerholz, das Klubhaus wurde zerbombt und die Spieler erlagen im Krieg, verschwanden im Exil oder traten zurück. U.a. Santiago Bernabéu, der Namensgeber des heutigen Stadions, schaffte den Neuaufbau.
Atletico Bilbao und Ateltico Madrid – ein starkes Team
In der Zeit nach dem spanischen Bürgerkrieg galt Atlético Madrid als erster Vertreter der Hauptstadt. Es ist eine der seltenen Phasen, in der der Klub aus dem Süden vor dem Nordklub stand. Hervor ging der Klub aus dem Verein Athletic de Bilbao. Die jungen Madrilenen waren mit den Spielern aus Bilbao befreundet und bildeten zusammen eine Mannschaft. Beide Teams wurden Meister in ihren Regionen und galten für die Öffentlichkeit als eine starke Mannschaft. Als im April 1903 Bilbao ein Spiel im Copa del Rey ohne die Hauptstädter ausrichtetet und am Ende den Pokal holten, gab es die Spaltung und die damit verbundene Gründung von Athletic Club de Madrid. Mit dem Klub aus Bilbao verständigte man sich darauf, vorerst nicht zu konkurrieren.
Reals Politik zerstört fast alle Klubs
Mit der zeitlich nahe liegenden Gründung von Real und Atletico Madrid entstand auch unmittelbar die Rivalität beider Vereine. So verschwanden durch Real Madrid viele kleine Vereine in der Hauptstadt. Die Königlichen kauften die besten Spieler aller Madrider Klubs auf und sorgte somit für eine sportliche Zersplitterung in der Hauptstadt. Einzig Atletico Madrid hielt dagegen. Dank der finanziellen Unterstützung aus Bilbao gelang es, die besten Spieler zu halten und mit den Königlichen in Konkurrenz zu treten. Viele Fans der kleinen Madrider Klubs, die durch die Königlichen untergingen, wurden Anhänger der Rot-Weißen.
Indianer vs. Wikinger
Als in den 1970er Jahren Atletico wieder die Vormachtstellung in der Hauptstadt hatte, wurde den Rot-Weißen von den Königlichen der Titel „Indians“ (spanisch für Indianer) verliehen. Grund dafür sind die vielen Fans und Spieler, die aus Lateinamerika in die spanische Hauptstadt migriert sind. Auf der Gegenseite äußerte der damalige Präsident Santiago Bernabéu hingegen, dass „solange ich lebe, hier kein schwarzer oder weißer Mann mit einem Schnurrbart spielen wird“.
Zwei Derbys im Champions League Finale
Die Derbys fanden bislang in allen möglichen Wettbewerben statt. Neben dem normalen Ligabetrieb gab es Aufeinandertreffen in der Copa del Rey, Supercup, Ligapokal, Europapokal der Landesmeister und der UEFA Champions League. In der Königsklasse fanden die wohl bedeutendsten Duelle statt. Die Finalspiele um den Henkelpott im Jahr 2014 und 2016. Beide konnten die Königlichen für sich entscheiden.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Christian