Ob Benfica oder Sporting, diese Frage ist in der Regel schon vor Geburt geklärt. Kaum vorstellbar, dass sich in einer Familie Fans beider Seiten befinden. Dafür ist die Rivalität in der portugiesischen Hauptstadt zu groß. Und zu gravierend unterscheiden sich beide Vereine.
Der dreifache Rekordmeister
Im Februar 1904 gründeten ehemalige Schüler der Real Casa Pia de Lisboa den Verein, damals noch als Sport Lisboa. Seit diesem Tag laufen die Spieler in den Farben rot und weiß auf. Nachdem die Adler in der Premierensaison der nationalen Liga den Sieg noch verpassten, gelang zwischen 1936 und 1938 der Titelhattrick. Von den ersten 16 möglichen Meistertiteln gewann Benfica sieben. Spätestens mit der Verpflichtung von Eusébio konnten die Encarnados (dt. die Scharlachroten) ihre Vormachtstellung zementieren. In den ersten 15 Jahren Eusébios Wirkens gewann der Verein elf Mal die Meisterschaft, fünf Mal den portugiesischen Pokal und zwei Mal den Europapokal der Landesmeister. Bis heute ist Benfica Rekordmeister, Rekordpokalsieger und Rekordligapokalsieger.
Die Weltfußballer-Schmiede
Zwei Jahre nach Benfica wurde mit dem Sporting Clube de Portugal der zweite Lissabonner Verein von Weltrang gegründet. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Sporting keineswegs schlechter als Benfica. 1923 gewannen die Löwen ihren ersten Meistertitel. Bis heute kamen 21 weitere hinzu. Nur sechs dieser Meistertitel wurden seit 1970 gewonnen, die letzte liegt bereits 17 Jahre zurück. Längst hat Benfica den Grün-Weißen den Rang abgelaufen. Bekannt ist der Verein vor allem für seine erfolgreiche Jugendarbeit. 11 der 23 Spieler aus dem portugiesischen Europameister-Kader von 2016 hatten eine Sporting-Vergangenheit. Der Verein besitzt die einzige Fußballschule, die mehr als einen Weltfußballer hervorgebracht hat: Cristiano Ronaldo und Luís Figo.
Der Streit um Eusébio
Die Rivalität zwischen Benfica und Sporting hat unweigerlich mit einem Namen zu tun: Eusébio. Bevor Benfica den damals hoch talentierten 18-jährigen verpflichtete, wähnte sich Sporting schon sicher um dessen Dienste. Drei Jahre vorher schloss er sich einem Ausbildungsklub von Sporting in Mosambik an. Auch Benfica wurde auf ihn aufmerksam und unterbreitete ihm einen Profivertrag. Bis heute bezeichnen die Anhänger der Löwen diesen Wechsel als unrechtmäßig. Eine bereits in den Anfangsjahren der Vereine entstandene Rivalität wurde noch stärker.
Während Benfica als „Team des Volkes“ gilt und laut Umfragen der populärste Verein Portugals ist, stammen Sportings Anhänger vor allem aus der gesellschaftlichen Oberschicht. Zu schweren körperlichen Ausschreitungen beider Fangruppen kommt es trotz der großen Rivalität vergleichsweise selten. Ein Todesopfer hat das Derby de Lisboa allerdings auf dem Gewissen. Eine Rakete, abgefeuert aus dem Block der Adler, traf einen Sporting-Fan so schlimm, dass er noch an der Unfallstelle verstarb. Auch wenn Benfica sportlich die Oberhand gewonnen hat, ist jedes Derby aufs Neue ein ganz besonderes Spiel.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz