Der Fluch der guten Leistungen erwischt Holstein Kiel das zweite Jahr in Folge. Nachdem Aufstiegstrainer Markus Anfang nach der ersten Zweitligasaison in der Kieler Geschichte den Verein verließ, hielt es seinen Nachfolger Tim Walter nur eine Saison im hohen Norden. Bessere Bewerbungen für höhere Ämter als die Leistungen ihrer Störche hätten sie aber auch fast nicht abliefern können. Erst die Relegation 17/18, dann Platz 6 in der abgelaufenen Spielzeit. Spielt Kiel auch im dritten Zweitligajahr um den Aufstieg mit?
Die letzte Saison
Auch im zweiten Zweitligajahr ließen die Kieler nach unten nichts anbrennen. Mit mutigem Spiel nach vorne lief vor allem die Tormaschine auf Hochtouren. 60 Treffer bedeuten die drittbeste Offensive der Liga. Besonders das 3-0 am ersten Spieltag im Hamburger Volkspark blieb im Gedächtnis hängen. Den HSV schlugen die Störche übrigens auch im eigenen Stadion kurz vor Weihnachten. Lange Zeit lauerten die Kieler hinter den Aufstiegsaspiranten. Viel zu meckern gibt es also auch über die vergangene Saison nicht.
Jugendwahn oder kalkuliertes Risiko?
Beim Blick auf den Kieler Kader fällt vor allem eines auf: Die Jugend. Nur zwei Spieler im aktuellen Kader sind älter als 30 Jahre alt. Auch die Sommertransfers reihen sich in dieses Muster ein. Neun der elf Neuzugänge sind unter 24. Aleksandar Ignjovski ist mit 28 Jahren der Alterspräsident unter den Neuen. Junge, hungrige Störche können wir also für die neue Saison erwarten. Das birgt aber auch Risiken. Die große Erfahrung steckt nicht im Kader.
Während die Offensive in der letzten Saison furios ablieferte, hat die Defensive noch Verbesserungspotential. Hier wird der neue Trainer Andre Schubert den Hebel ansetzen müssen. Dabei wird er in aller erster Linie auf Personal aus dem Vorjahr setzen. Unter den Neuzugängen sind mit Phil Neumann und Young-Jae Seo lediglich zwei Außenverteidiger. Dafür steckt in der Defensive die meiste Erfahrung des Kaders.
Was sagen die Wettanbieter?
Die Buchmacher erwarten die KSV auch in der nächsten Saison im oberen Tabellendrittel. Für 10€ Einsatz winken im Aufstiegsfall 80€ Auszahlung. Die Quote auf einen Kieler Abstieg ist nur marginal höher. In diesem Fall würde der Einsatz mit dem Multiplikator neun genommen werden.
Zwei Abgänge schmerzen besonders
Besonders zwei Abgänge schmerzen den KSV. Kapitän und Charakterkopf David Kinsombi wechselt zum HSV, Flügelflitzer Kingsley Schindler zum 1. FC Köln. Adäquat sind diese beiden Spieler mit den finanziellen Mitteln der Kieler nicht zu ersetzen. Vielmehr muss das Ziel sein, aus den Neuzugängen die zukünftigen Kinsombis und Schindlers zu entwickeln. David Atanga und Makana Baku sind zwei schnelle Außenbahnspieler, Finn Porath ein Rohdiamant aus der HSV-Schmiede. Mit Emmanuel Iyoha kommt ein bereits zweitligaerfahrener Spieler per Leihe von Fortuna Düsseldorf. Die Last verteilt sich also auf mehrere junge Schultern.
Zugänge | Abgänge |
---|---|
David Atanga (RB Salzburg) | David Kinsombi (Hamburger SV) |
Ioannis Gelios (Hansa Rostock) | Atakan Karazor (VfB Stuttgart) |
Makana Baku (SG Sonnenhof Großaspach) | Kingsley Schindler (1. FC Köln) |
Young-Jae Seo (MSV Duisburg) | Arne Sicker (MSV Duisburg) |
Daniel Hanslik (VfL Wolfsburg II) | Heinz Mörschel (Preußen Münster) |
Michael Eberwein (Fortuna Köln) | Aaron Seydel (FSV Mainz 05, Leihende) |
Phil Neumann (FC Ingolstadt) | Franck Evina (Bayern München II, Leihende) |
Aleksandar Ignjovski (1. FC Magdeburg) | Masaya Okugawa (RB Salzburg, Leihende) |
Finn Porath (Hamburger SV) | Lászlo Bénes (Borussia M’gladbach, Leihende) |
Lion Lauberbach (FSV Zwickau) | Mathias Honsak (RB Salzburg, Leihende) |
Emmanuel Iyoha (Fortuna Düsseldorf, Leihe) | Patrick Kammerbauer (SC Freiburg, Leihende) |
Player To Watch
In seiner ersten Saison außerhalb Asiens war Jae-Sung Lee bereits an 14 Toren direkt beteiligt. Mit der Erfahrung von 45 Länderspielen für Südkorea ist der 26-jährige der vielleicht beste Fußballer im Kieler Kader. In der neuen Saison wird auch er vorangehen und die Jungen mitziehen müssen. Hat er dazu wieder die genialen Momente wie in der letzten Saison, kann er noch wertvoller für die Kieler werden.
Ausblick
Das Risiko, vorwiegend auf junge Spieler zu setzen, ist bereits zwei Mal aufgegangen. Im hohen Norden wissen sie, wie sie aus jungen Wilden ein schlagkräftiges Team zusammenstellen. In dieser Saison müssen sie jedoch zwei ganz wichtige Leistungsträger ersetzen. Den Jungstörchen ist trotzdem in der oberen Tabellenhälfte alles zuzutrauen.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz