Nach dem letzten Aufstieg vor zwei Jahren kündigte Wolfgang Dietrich noch selbstbewusste Ziele an. Unter anderem war dabei vom europäischen Geschäft die Rede. Mittlerweile ist der VfB Stuttgart nicht nur wieder zurück in der 2. Liga, auch das Kapitel Dietrich ist beendet. Überhaupt war die Causa Dietrich das vorherrschende Thema in der Sommerpause. Erst mit dem Rücktritt in der vergangenen Woche rückt das Sportliche, pünktlich zum Saisonstart, wieder mehr in den Fokus. Der Wiederaufstieg ist das Ziel – aber gelingt er auch?
Die letzte Saison
In den meisten Jahren wäre der VfB Stuttgart mit der Punkteausbeute aus der vergangenen Saison direkt abgestiegen. Dem Unvermögen der Mitstreiter ist es überhaupt nur zu verdanken, dass die Schwaben sich in die Relegation retten konnten. Dort scheiterte man denkbar knapp an Union Berlin. Die verkorkste Saison gilt es, so schnell wie möglich abzuschütteln und den Neuanfang gnadenlos umzusetzen. Mit dem neuen Trainer Tim Walter, Sportdirektor Sven Mislintat und Thomas Hitzlsperger bekommt der Verein einen jungen, frischen Anstrich.
Kommen und Gehen
Mislintat und Hitzlsperger hatten in der Sommerpause alle Hände voll zu tun. Der Kader wurde umstrukturiert und ausgemistet. Vor allem in der Verteidigung verließen Stammspieler den Verein. Der Abschied von Benjamin Pavard war schon lange beschlossen, Eigengewächs Timo Baumgartl versucht sich in den Niederlanden und Ozan Kabak wechselt nach nur einem halben Jahr zu Schalke 04. Dazu übergeben Dennis Aogo und Andreas Beck ihre Plätze an jüngere Generationen. Aufgrund der 70 Gegentore in der letzten Saison war eine Veränderung in der Defensive zwingend nötig. Die hohen Einnahmen können zudem in neue Spieler reinvestiert werden.
Die Achse Ascacibar – Didavi – Gomez ist auch in der neuen Saison Teil des Teams. Um sie herum werden viele junge Spieler mit eingebunden. Der neue Trainer bringt Atakan Karazor aus Kiel mit nach Stuttgart. Orel Mangala kommt nach seiner einjährigen Leihe zum HSV zurück, Philipp Klement aus Paderborn an den Neckar. In der Offensive hat den VfB das Verletzungspech erwischt. Chadrac Akolo, Anastasios Donis und der Neuzugang Sasa Kalajdzic verpassen allesamt mindestens die ersten Spiele. Stuttgart ist trotzdem gut aufgestellt, weitere Verletzungen sollten aber vermieden werden.
Was sagen die Wettanbieter?
Der VfB Stuttgart ist der Top-Favorit auf den Bundesliga-Aufstieg. Das beweisen auch die Quoten der Wettbüros. Der Einsatz wird im Aufstiegsfall gerade einmal mit dem Faktor 1,5 multipliziert. Für 10€ Einsatz würden also 15€ herausspringen. Sollten die Stuttgarter gar in die 3. Liga absteigen, wären bei 10€ Einsatz stolze 400€ möglich.
Alles auf Angriff
Bei Holstein Kiel hat Tim Walter offensiven, meist spektakulären Fußball spielen lassen. Für die Fans ist das zusätzlicher Anreiz und kann das Umfeld mitreißen. Ob das System in gleicher Weise auch beim VfB Stuttgart funktioniert, bleibt allerdings abzuwarten. In der letzten Saison war vor allem die Defensive das große Problem der Stuttgarter. Angesichts der vielen Abgänge wird die Viererkette ein neu zusammengestelltes Konstrukt sein und muss sich schnell zu einer Einheit finden. Ansonsten könnte das offensive System Walter auch schnell nach hinten los gehen.
Zugänge | Abgänge |
---|---|
Philipp Klement (SC Paderborn) | Benjamin Pavard (FC Bayern München) |
Sasa Kalajdzic (Admira Wacker) | Ozan Kabak (FC Schalke 04) |
Atakan Karazor (Holstein Kiel) | Timo Baumgartl (PSV Eindhoven) |
Hamadi Al Ghaddioui (Jahn Regensburg) | Berkay Özcan (Hamburger SV) |
Maxime Awoudja (Bayern München II) | Leon Dajaku (FC Bayern München) |
Mateo Klimowicz (Instituto AC) | Ron-Robert Zieler (Hannover 96) |
Fabian Bredlow (1. FC Nürnberg) | Anto Grgic (FC Sion) |
Tanguy Coulibaly (Paris St. Germain) | Hans Nunoo Sarpei (SpVgg Greuther Fürth) |
Gregor Kobel (TSG Hoffenheim, Leihe) | Alexander Meyer (Jahn Regensburg) |
Pascal Stenzel (SC Freiburg, Leihe) | Christian Gentner (Union Berlin) |
Ebenezer Ofori (NYCFC, Leihende) | Andreas Beck (KAS Eupen) |
Marcin Kaminski (Fortuna Düsseldorf, Leihende) | Dennis Aogo (unbekannt) |
Orel Mangala (Hamburger SV, Leihende) | Pablo Maffeo (FC Girona, Leihe) |
Roberto Massimo (Arminia Bielefeld, Leihende) | Erik Thommy (Fortuna Düsseldorf, Leihe) |
Aílton (Qarabag Agdam, Leihe) | |
David Kopacz (Górnik Zabrze, Leihe) | |
Steven Zuber (TSG Hoffenheim, Leihende) | |
Alexander Esswein (Hertha BSC, Leihende) |
Player To Watch
Statt mit dem SC Paderborn in die 1. Bundesliga aufzusteigen, hat sich Philipp Klement für einen Wechsel zum VfB Stuttgart entschieden. Nach der überragenden letzten Saison kann er in Stuttgart weiter zu einer echten Verstärkung reifen. Klement wird die Platzhirsche in der Mannschaft ordentlich aufmischen und könnte zu einem der Gesichter des neuen VfBs werden. Und vielleicht verwirklicht sich in der nächsten Saison dann auch der Aufstieg in die Bundesliga.
Ausblick
Als Top-Favorit auf den Aufstieg steht der VfB unter Zugzwang. Bereits nach dem letzten Abstieg hat der Verein aber gezeigt, dass er sich schnell fangen und neu ausrichten kann. Bleiben alle Spieler fit und es passiert nichts Außergewöhnliches, wird an den Stuttgartern kein Weg vorbeiführen. Aber Vorsicht, die starke Konkurrenz darf keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz