Was sich lange anbahnte, war am Ende trotzdem ein kleiner Transfercoup. Marco Rose, Shootingstar unter Europas Fußballtrainern, übernimmt die Borussia aus Mönchengladbach. Im stillen Kämmerchen wird sich Max Eberl insbesondere darüber gefreut haben, dass er die namhafte Konkurrenz aus Gelsenkirchen, Wolfsburg und Co. ausstechen konnte. Der Wechsel von Dieter Hecking auf Rose birgt aber auch Risiken. Immerhin qualifizierte sich die Borussia unter Hecking für die Europa League. Daran wird sich Marco Rose messen lassen müssen. Ein bisschen Druck lastet damit schon vor Saisonbeginn auf der Mannschaft. Wäre alles andere als die Qualifikation zur Champions-League schon eine kleine Enttäuschung?
Die letzte Saison
Furios startete die Borussia in die Saison. Das vor der Saison als letzte Patrone von Hecking eingeführte neue System fruchtete und kurbelte das Offensivspiel wieder neu an. Nichts mehr war zu sehen vom starren und ideenlosen Spiel aus der Vorsaison. Bis in den Februar hinein hielt die Borussia mit dem FC Bayern Schritt. Erst als sich der Rekordmeister aufmachte, die Borussen aus Dortmund noch einzuholen, ließ die Hecking-Truppe federn. Die alte Rückrunde-Krankheit war wieder da. Am Ende wurde sogar noch die fast sicher geglaubte Champions-League verspielt. Nach Platz 9 in der Saison 2017/18 ist der fünfte Platz trotzdem als Erfolg zu werten.
Stabile Defensive
Nur zwei Mannschaften kassierten in der abgelaufenen Saison weniger Gegentore als die Fohlen. Mit Matthias Ginter und Nico Elvedi bildet ein eingespieltes Duo die Abwehrzentrale. Dazu kommt der ewige Oscar Wendt auf der Linksverteidigerposition. Für die vakante Rechtsverteidigerposition hat Marco Rose einen seiner Musterschüler aus Salzburg mitgebracht. Stefan Lainer ist österreichischer Nationalspieler und wird rechts hinten gesetzt sein. Im Tor ist die Borussia seit Jahren mit Yann Sommer hervorragend aufgestellt.
55 geschossene Tore sind nicht gerade ein Aushängeschild im ligaweiten Vergleich. War Alassane Pléa in der Hinrunde noch ein Torgarant, stockte sein Motor in der Rückrunde beträchtlich. 12 Tore in der Debütsaison sind trotzdem eine ordentliche Bilanz. In Breel Embolo und Marcus Thuram bekommt der Franzose neue Konkurrenz. Kompensieren muss Marco Rose den Abgang von Thorgan Hazard. Wie genau das auf dem Platz aussehen wird, zeigt sich wohl erst nach den ersten Spielen.
Was sagen die Wettanbieter?
Mit Salzburg wurde Marco Rose zwei Mal österreichischer Meister. Dass ihm das mit der Borussia direkt im ersten Jahr gelingt, scheint unwahrscheinlich. Daher rufen die Wettbüros auch einen stolze Gewinnsumme auf. Für 10€ Einsatz winken 1000€ Auszahlung. Im Vergleich: Für den Abstieg gäbe es lediglich 250€ bei selbem Einsatz. Die Qualifikation für die Internationalen Ränge scheint durchaus realistisch. Landet die Borussia unter den ersten Sechs der Tabelle, wird der Einsatz verdoppelt.
Qualität statt Quantität
Quantitativ wurde am Kader kaum etwas verändert. Aktuell stehen fünf Neuzugänge und drei Abgänge in der Bilanz. Max Eberl hat den Fokus in diesem Sommer eher auf qualitative Verstärkungen gelegt. Der Kader ist gerade im Mittelfeld schon breit genug. Hier wird es wie bereits in der vergangenen Saison einige Härtefälle geben. Eventuell wird bis zum Ende des Transferfensters der ein oder andere Spieler noch verliehen oder verkauft. Um die Qualität auch in der Abwehrreihe hochzuhalten wäre die Verpflichtung eines Innenverteidigers als Vorsorge für Verletzungen eine weitere Option.
Zugänge | Abgänge |
---|---|
Stefan Lainer (RB Salzburg) | Thorgan Hazard (Borussia Dortmund) |
Breel Embolo (FC Schalke 04) | Josip Drmic (Norwich City) |
Marcus Thuram (EA Guingamp) | Moritz Nicolas (Union Berlin, Leihe) |
Max Grün (Darmstadt 98) | |
Lászlo Bénes (Holstein Kiel, Leihende) |
Player To Watch
Kolportierte 26,5 Millionen Euro legte der FC Schalke 04 im Sommer 2016 für Breel Embolo auf den Tisch. Für Christian Heidel war der als Königstransfer vorgestellte Schweizer die Zukunftshoffnung. Durch eine Verletzung in der ersten Saison kam Embolo nur schwer auf Schalke an. Danach waren die Erwartungen an ihn und von ihm selbst schlicht zu groß. So recht gelang es ihm nicht, seinen Platz im Schalker Team zu finden. Der Transfer zu Mönchengladbach ist für beide Seiten eine neue Chance. Embolo könnte endlich den großen Durchbruch schaffen, die Borussia könnte ein Juwel dazugewinnen.
Ausblick
Das Team ist zum Großteil dasselbe wie in der vergangenen Saison. Trotzdem muss man der Mannschaft wohl noch etwas Zeit geben, bis sie das neue System des neuen Trainers verinnerlicht hat. Bei Salzburg hat Marco Rose hervorragende Arbeit geleistet. Wiederholt sich das auch in Gladbach, ist in den nächsten Jahren vieles möglich. Für diese Saison sollte mindestens die Europa-League-Qualifikation das Ziel sein. Und das scheint realistisch.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz