Für gewöhnlich befindet sich das Wort „Druck“ nicht im Freiburger Vokabular. Der Klassenerhalt ist stets das erhoffte Ziel, nicht jedoch die Pflicht. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen spielte der SC von den letzten zehn Saison neun in der 1. Bundesliga. Längst gehören die Breisgauer zum Inventar des deutschen Oberhauses. Neben dem Sportlichen hat sich der SC Freiburg mittlerweile auch finanziell von den meisten Zweitligaklubs distanziert. Zur nächsten Saison soll das zu großen Teilen aus Eigenkapital finanzierte Stadion eröffnet werden. Gelingt es den Breisgauern, die Klasse erneut zu halten, um die neue Heimat erstklassig einzuweihen?
Die letzte Saison
Im Normalfall wird es mit 36 Punkten sehr eng mit dem Klassenerhalt. Dank der schwächelnden Konkurrenz hatte der SC Freiburg mit dieser Punktzahl sogar ein dickes Punktepolster zum Relegationsrang. Trotzdem kann Christian Streich nicht durchweg zufrieden sein mit der letzten Saison. Wieder einmal sorgte die Defensive für einige Sorgenfalten auf der Stirn der SC-Fans. Und auch auswärts hatten die Freiburger traditionell Probleme. Lediglich elf Punkte konnten auf des Gegners Platz eingefahren werden. Gegen Ende der Saison ließ die Mannschaft die Arbeit mit dem beruhigenden Polster zu den Abstiegsrängen etwas schleifen. Am Ende stand mit Platz 13 trotzdem der Klassenerhalt. Und das ist die Hauptsache.
Achillesferse Defensive
Mit 61 Gegentoren kassierte der SC traditionell viele Gegentore. Auch den vielen Verletzungen geschuldet fand sich über den gesamten Saisonverlauf keine eingespielte Formation. Einzig Christian Günter und Dominique Heintz blieben von Verletzungen verschont und hatten ihren Stammplatz sicher. Besonders die Rechtsverteidigerposition entpuppte sich als Achillesferse. Weder Pascal Stenzel noch Lukas Kübler konnten sich nachhaltig behaupten. In die Sommertransferphase gingen die Verantwortlichen deshalb mit der Suche nach einem neuen Rechtsverteidiger. Eine Woche vor Saisonstart wurde weder ein solcher vorgestellt, noch befindet sich einer im Kader. Stenzel wurde nach Stuttgart verliehen, Kübler ist verletzt. Also liegt es wohl an Rückkehrer Jonathan Schmid, der zuletzt beim FC Augsburg oft diese Position bekleidete, eigentlich aber eher offensiv beheimatet ist.
In der Offensive sind die Sorgen schon geringer. Zum einen, weil die letzte Freiburger Saison teils sehr ansehnlichen Fußball zu bieten hatte. Zum anderen ist die Offensivabteilung in der Breite gut wie selten aufgestellt. Mit Florian Niederlechner verließ nur ein Angreifer den Verein. Die Langzeitverletzten Brandon Borrello und Roland Sallai sind endlich fit und konkurrieren mit den Neuzugängen Kwon und Jeong um die Plätze in der Startformation. Dazu hat Christian Streich sowohl im zentralen Mittelfeld als auch im Sturm die Qual der Wahl. Den ein oder anderen Abgang könnte der SCF bis zum Ende des Transferfensters noch verzeichnen.
Was sagen die Wettanbieter?
Für Freiburg geht es in erster Linie wie immer um den Klassenerhalt. Kein Wunder also, dass die Buchmacher den Sport-Club im Abstiegskampf einordnen. Im Falle des Abstiegs wird der Einsatz gerade einmal verdreifacht. Anders sieht es bei einer Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb aus. Bei 10€ Einzahlung springen im Falle einer Platzierung zwischen Platz in den Top 6 der Tabelle 180€ heraus. Feiert der SC Freiburg gar sensationell die Meisterschaft, bieten die Wettbüros stolze 15000€ bei einem Einsatz von 10€.
Verletzungspech in der Vorbereitung
War zum Trainingsauftakt der Platz noch gut gefüllt, hat das Verletzungspech im Verlaufe der Vorbereitung schon wieder zugeschlagen. In der Verteidigung stehen momentan mit Gulde, Kübler und Itter drei Spieler nicht zur Verfügung. Besonders die erneute Verletzung von Gulde schmerzt. War er fit, gab er in der Regel den rechten Innenverteidiger und stabilisierte die anfällige Defensive. Im Mittelfeld fehlt zu Saisonbeginn der vielleicht beste Fußballer im Team. Janik Haberer hat noch mit den Folgen eines Bänderrisses zu kämpfen. Auch ein Wechsel in diesem Sommer scheint noch nicht vom Tisch. Zum Saisonstart verfügt der SC dank seines breiten Kaders trotz allem über genügend konkurrenzfähiges Personal. Dann soll auch Neuzugang Chang-hun Kwon einsatzbereit sein.
Zugänge | Abgänge |
---|---|
Woo-yeong Jeong (FC Bayern München II) | Florian Niederlechner (FC Augsburg) |
Jonathan Schmid (FC Augsburg) | Vincent Sierro (BSC Young Boys) |
Chang-hun Kwon (FCO Dijon) | Jonas Föhrenbach (1. FC Heidenheim) |
Luca Itter (VfL Wolfsburg) | Fabian Schleusener (1. FC Nürnberg) |
Niclas Thiede (eigene Jugend) | Constantin Frommann (Sonnenhof Großaspach, Leihe) |
Fabian Rüdlin (eigene Jugend) | Pascal Stenzel (VfB Stuttgart, Leihe) |
Patrick Kammerbauer (Holstein Kiel, Leihende) | Chima Okoroji (Jahn Regensburg, Leihe) |
Yoric Ravet (Grasshoppers, Leihende) | Christoph Daferner (Erzgebirge Aue, Leihe) |
Keven Schlotterbeck (Union Berlin, Leihe) | |
Vincenzo Grifo (TSG Hoffenheim, Leihende) |
Player To Watch
Wenn der SC Freiburg über vier Millionen Euro für einen Spieler ausgibt, ist das schon außergewöhnlich. Woo-yeong Jeong, 19-jähriger Südkoreaner, war es den Verantwortlichen wert. Der Offensivspieler wechselt vom FC Bayern an die Dreisam und will in Freiburg den nächsten Karriereschritt machen. Am technisch versierten Neuzugang waren Berichten zufolge auch RB Salzburg, der FC Augsburg und Mainz 05 interessiert. Bleibt er verletzungsfrei, könnte er einen ähnlichen Weg wie Luca Waldschmidt in der vergangenen Saison gehen.
Ausblick
Wie immer geht es für die Freiburger Verantwortlichen nur um den Klassenerhalt. Anders als in der letzten Saison spielen in diesem Jahr jedoch Mannschaften in der Bundesliga, die schwächer als die Breisgauer einzuschätzen sind. Doch die Situation ist tückisch. Eine ähnliche Ausgangsposition fand man bereits beim letzten Abstieg 2015 vor. Dazu kommt auch ein bisschen Druck durch die Eröffnung des neuen Stadions im nächsten Jahr. Die Qualität des Kaders hat trotz allem das Potential zum Klassenerhalt.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz