DFL-Investor: Ein Drittel der Klubs offen für neue Abstimmung

Zwei Monate nach der DFL-Abstimmung bezüglich einer “strategischen Vermarktungspartnerschaft” mehren sich die Stimmen für eine erneute Abstimmung. Ein Drittel der Klubs haben sich inzwischen offen für eine neue Abstimmung positioniert.

Zwei-Drittel-Mehrheit wurde erreicht

Am 11. Dezember hat sich eine Zwei-Drittel-Mehrheit der aktuellen DFL-Mitglieder für einen Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga ausgesprochen. 24 der 36 Klub-Vertreter stimmten für den Einstieg eines Partners womit der Antrag, mit der knappsten aller Möglichkeiten, durchging.

Im Nachgang sorgt vor allem das Abstimmungsverhalten von Martin Kind für Aufregung. Kind stimmte im Namen des e.V. von Hannover 96 bei der Abstimmung ab. Der Verein wies Kind an, gegen den Antrag zu stimmen. Dies ist offensichtlich nicht geschehen. Dies ergibt sich aus dem Abstimmungsverhalten vieler anderer Vereine, die ihr Abstimmungsverhalten öffentlich bekanntgegeben haben. Martin Kind äußert sich nicht über seine Stimmabgabe, da es eine geheime Wahl gewesen ist.

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Proteste zeigen Wirkung

Seither gibt es in den deutschen Stadien massive Proteste gegen den Einstieg eines Investors bei der DFL. Keine Transparenz, keine Mitspracherecht der Fans und das offensichtliche Aussetzten der 50+1-Regelung sind nur drei von vielen Kritikpunkte der Fanszenen. Zuletzt sorgten die Proteste für lange Spielunterbrechungen und erzielten damit aus Fansicht ihren Zweck. Die Klubs debattieren über die Abstimmung und zeigen sich nun auch offen für eine erneute Abstimmung.

Zwölf Klubs offen für neue Abstimmung

Mittlerweile haben sich zwölf Klubs offen für eine neue Abstimmung gezeigt.

 

Darunter auch der VfB Stuttgart, Borussia Mönchengladbach, der SV Darmstadt, FC Schalke 04, Karlsruher SC und FC Hansa Rostock, die im Dezember bewusst für den Einstieg eines Investors gestimmt haben.

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FC Schalke 04

Die Knappen äußerten sich am Samstagabend in einem Statement und bemängeln Transparenz und Klarheit.

Die Entwicklung der vergangenen Wochen werfen Fragen auf, die bislang nicht beantwortet werden konnten. Deshalb zeigt sich der FC Schalke 04 offen für eine Neuabstimmung über die Entscheidung zu einer möglichen strategischen Partnerschaft.

Der FC Schalke 04 hat seine Position und sein Abstimmungsverhalten bei der Suche der DFL nach einem strategischen Partner transparent an seine Mitglieder und Fans kommuniziert. Bei beiden Abstimmungen, sowohl im Mai als auch im Dezember 2023, erklärte der Verein seine Entscheidungen ausführlich. Dem Gesamtprozess geht diese Transparenz und Klarheit jedoch ab. Es ist wichtig zu betonen, dass sich an der grundsätzlichen Haltung der Vereinsführung, den Einstieg eines strategischen Partners in dem derzeit vorliegenden Rahmen zu begrüßen, nichts verändert hat – die Gründe wurden in der Meldung vom 8. Dezember ausführlich erläutert.

Die Erwartungshaltung des S04 ist, dass der Einstieg eines strategischen Partners Dynamik in den notwendigen Reformprozess innerhalb der DFL bringen kann. Die fanstarken, traditionsreichen und damit attraktiven Vereine müssen mehr Gewicht innerhalb des Ligaverbandes bekommen. Die Verteilung der Fernsehgelder ist dabei nur ein Aspekt.

Die DFL muss insgesamt innovativer werden, sie muss neue Wege gehen, damit der Fußball auch in den kommenden Jahrzehnten Generationen begeistert und Sportart Nummer eins bleibt. Und sie muss stets die Bedürfnisse der Fans, die den deutschen Fußball im Vergleich zu anderen großen Ligen so besonders machen, im Blick behalten. Die strukturelle Benachteiligung fanstarker Vereine muss enden, damit die Bundesliga nicht noch weiter an Attraktivität einbüßt. Der FC Schalke 04 ist offen für einen breitangelegten Prozess, um die Stärken des deutschen Fußballs – gefüllte Stadien, traditionsreiche Teams und eine hohe Emotionalität – besser herauszuarbeiten.

Quelle: Stellungnahme des FC Schalke 04

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SV Darmstadt 98

Der SV Darmstadt setzt sich für eine neue Abstimmung ein, rückt aber nicht von seiner Position für einen Einstieg des Investors ab.

Auf Grund der aktuellen Entwicklung befürwortet die Vereinsführung des SV Darmstadt 98 eine offene Neuabstimmung unter allen 36 Klubs der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vor dem geplanten Abschluss einer strategischen Partnerschaft. Dieser gesamte Prozess muss auf einem stabilen Fundament stehen und das Ergebnis eines transparenten sowie rechtlich einwandfreien Abstimmungsprozesses sein. Insbesondere darf dieses wichtige Thema nicht unter dem Vorwurf eines möglichen Verstoßes gegen die 50+1-Regel stehen.

Inhaltlich plädiert der SV 98 weiterhin für den Abschluss einer strategischen Vermarktungspartnerschaft. Eine starke und erfolgreiche Zentralvermarktung durch die DFL, von der auch der SV 98 profitiert, stützt aus unserer Sicht das 50+1-Prinzip.

Die Zentralvermarktung ist für den SV 98, bekanntermaßen ein Verein ohne Mäzen, seit Jahren ein wichtiges und stabiles Fundament. Zwingende Voraussetzung für den Abschluss einer strategischen Vermarktungspartnerschaft bleibt allerdings die Einhaltung der klar formulierten roten Linien. Der SV 98 wird sich jetzt und weiterhin dafür einsetzen, dass diese roten Linien niemals überschritten werden.

Karlsruher SC

Bereits in der vergangenen Woche positionierte sich der KSC für eine neue Abstimmung und plädierte dabei für das Durchsetzen der 50+1-Regelung.

Der KSC befürwortet ganz klar eine erneute Abstimmung zum Investorenprozess. Bei einer so wichtigen und langfristigen Entscheidung dürfen keine Zweifel aufkommen, ob die demokratische Meinungsbildung korrekt zustande gekommen ist. Ganz wichtig ist, dass es ausgeschlossen sein muss, dass kein möglicher Verstoß gegen die wichtigste Grundregel des deutschen Fußballs, nämlich 50+1 vorliegt. Aus diesem Grund präferieren wir auch eine offene Abstimmung.”

Quelle: Stellungnahme des Karlsruher SC

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FC Hansa Rostock

Der Vorstandsvorsitzende des FC Hansa Rostock, Robert Marien, erklärte bei der ARD, dass der FCH für eine erneute Abstimmung ist und bei dieser auch gegen den Einstieg eines Investoren stimmen würde. Dies war im Dezember nicht der Fall.

Bereits vor dem letzten Hinrundenspiel haben wir der DFL deutlich gesagt, dass wir für eine neue und transparente Abstimmung sind, weil aus unserer Sicht zumindest ein paar Fragezeichen nach der zweiten Abstimmung gab. […] Ein Verstoß gegen die 50+1-Regelung ist möglich. Jeder kann jetzt alles erzählen. Es ist eine Farce für den deutschen Fußball, wie die Abstimmung abgelaufen ist.

Quelle: Hansa-Geschäftsführer Marien im ARD-Interview

VfB Stuttgart

VfB-Präsident Claus Vogt bezog unter der Woche bei “X” Stellung zur aktuellen Debatte und plädiert für eine erneute und transparente Abstimmung.

Kann aber nicht sichergestellt werden, dass ein demokratisch zustande gekommenes Abstimmungsergebnis korrekt ist, sollte man im Sinne der Demokratie und im Sinne unseres Fußballs miteinander diskutieren, ob eine erneute, transparente Abstimmung aller 36 Vereine in der DFL notwendig ist. Ich meine: ja, es ist notwendig!

Quelle: VfB-Präsident Vogt auf “X”

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1. FC Köln

In einer offiziellen Stellungnahme fordert der 1. FC Köln, dass die Vorwürfe gegen einen Verstoß der 50+1-Regelung ausgeräumt werden müssen.

Grundsätzlich trägt der 1. FC Köln das mehrheitliche Votum der DFL-Mitgliederversammlung trotz seiner Gegenstimme uneingeschränkt mit und hat dies im Dezember 2023 auch bereits öffentlich erklärt. Voraussetzung hierfür ist allerdings ein rechtmäßig zustande gekommenes Ergebnis. Die im Raum stehenden Vorwürfe, insbesondere ein möglicher Verstoß gegen die 50+1-Regel, müssen ausgeräumt werden.

Der 1. FC Köln betont in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass es keinesfalls Intention seines Antrages ist, in irgendeiner Art und Weise ein Misstrauen gegenüber dem DFL-Präsidium zu bekunden. Vielmehr geht es dem 1. FC Köln um die Herstellung von Rechtssicherheit.

Damit einhergehend braucht es Akzeptanz für das Votum der DFL-Mitgliederversammlung bei Mitgliedern, Fans und Öffentlichkeit. Die zunehmende Konfrontation muss durchbrochen werden.

Quelle: Stellungname des 1. FC Köln

Borussia Mönchengladbach

Bundesligist Borussia Mönchengladbach sieht in der geheimen Wahl keinen Fehler, steht aber einer neuen und transparenten Abstimmung offen gegenüber.

Man hätte nicht geheim abstimmen müssen, wir hätten auch einer offenen Wahl zugestimmt und wir haben auch nie ein Geheimnis daraus gemacht, wie wir abgestimmt haben. Generell ist eine geheime Abstimmung aber kein Teufelszeug und kein Fehler. Wenn es aber vor allem dieser Punkt ist, an dem sich die Gemüter so reiben, dann haben wir auch kein Problem damit, noch einmal darüber abzustimmen, ob wir das DFL-Präsidium von dem im Dezember erteilten Abschluss-Mandat entbinden wollen – und diese Abstimmung offen, transparent und für jedermann nachvollziehbar zu gestalten. Dafür werden wir uns nach intensiven Gesprächen mit unserer aktiven Fanszene, mit dem FPMG Supporters Club und mit Vertretern der Ultras einsetzen.

Quelle: Stellungnahme von Borussia Mönchengladbach

Union Berlin

Union-Präsident Dirk Zingler möchte mit einer erneuten Abstimmung die Rechtmäßigkeit herstellen.

Wir tun hier etwas, was es im deutschen Profifußball noch nie gegeben hat und was ihn verändern wird. Wenn wir damit Erfolg haben wollen, unabhängig von der Art und Weise möglicher Investitionen, darf es keinerlei Zweifel an der Rechtmäßigkeit der dafür notwendigen Abstimmungen geben.

Quelle: Union-Präsident Zingler bei “Die Welt”

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Hertha BSC

Auch Stadtrivale Hertha BSC ist offen für eine erneute Abstimmung.

In diesem Fall würden wir uns diesem Verfahren (offene Klärung/neue Abstimmung (Anm. d. Red.)) selbstverständlich anschließen und können an dieser Stelle deutlich unsere Offenheit dafür signalisiere.

Quelle: Hertha-Geschäftsführer Herrich bei “Berliner Morgenpost”

FC St. Pauli

Auch der FC St. Pauli hat einen neuen Abstimmungsprozess vorgeschlagen.

Dass 50+1 selbstverständlich fußt auf diesem Weisungsrecht (in mit dem jeweiligen e.V. abgestimmten Feldern). Bezogen auf die Abstimmung bestehen große moralische als auch Glaubwürdigkeitsvorbehalte.

Quelle: Millernton

VfL Osnabrück

Die Lila-Weißen haben sich bei der Abstimmung im Dezember enthalten und schließen sich nun VfB-Präsident Vogt an.

Im Rahmen der regelmäßig tagenden Fan-Runde als Teil des institutionalisierten Fan-Dialogs des VfL Osnabrück haben die dort vertretenden Akteure gemeinsame Forderungen ausgearbeitet, die auch von Präsidium des e.V. sowie Beirat und Geschäftsführung der lizenznehmenden KGaA unterstützt werden. Neben einem Satzungsänderungsantrag, der prinzipiell geheime Abstimmungen nur noch bei Personenwahlen zulässt und so die Idee von „50+1“ zur Geltung bringen soll, wird sich der VfL Osnabrück der Forderung des Präsidenten des VfB Stuttgart anschließen und dafür einsetzen, dass die am 11. Dezember erfolgte Abstimmung in transparenter Form wiederholt wird. Nur so kann, auch bei unterschiedlichen inhaltlichen Bewertungen des Sachverhaltes selbst, eine Legitimierung und Akzeptanz für ein Abstimmungsergebnis und dessen Umsetzung geschaffen werden. Diese Erklärung und die weitere Vorgehensweise ist der Versuch der Fan-Runde des VfL Osnabrück Brücken für Dialog und Vertrauen zu bauen zwischen den unterschiedlichen Sichtweisen.

Quelle: Stellungnahme des VfL Osnabrück

Sechs Vereine sehen keine Notwendigkeit

Sechs Vereine sehen, laut dem Magazin “11 Freunde” derzeit keine Gründe für eine neue Abstimmung. Dazu gehören Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund (in Person von Axel Hellmann und Hans-Joachim Watzke) sowie Mainz 05, der SC Paderborn, RB Leipzig und der 1. FC Heidenheim.

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Fraglich ob es eine erneute Zwei-Drittel-Mehrheit benötigt

Sollte es zu einer erneuten Abstimmung kommen, ist noch offen, ob es erneut einer Zwei-Drittel-Mehrheit bedarf. Möglicherweise reicht in einer zweiten Abstimmung auch eine einfache Mehrheit.

Autor: Christian Link

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