An das Stadio Olimpico in Rom haben deutsche Fußballfans gute Erinnerungen. 1980 und 1990 konnte die deutsche Nationalmannschaft dort den Europameister- bzw. Weltmeistertitel gewinnen. Im Liga-Alltag tragen die zwei besten römischen Mannschaften ihre Heimspiele im Olympiastadion aus. Mindestens zwei Mal im Jahr ist das Stadio Olimpico damit der Schauplatz für das wohl emotionalste und heißeste Stadtderby Italiens. Wenn die Roma und Lazio aufeinandertreffen, knallt es fast immer.
I Giallorossi
Als Antwort auf die Dominanz der norditalienischen Vereine fusionierten drei Teams aus Rom 1927 zum A.S. Roma. Von Beginn an wurden die Vereinsfarben den Farben der italienischen Hauptstadt angepasst: gelb und rot. Direkt in der ersten Saison gewann der neu gegründete Verein den italienischen Pokalwettbewerb. Seit der Gründung der Serie A im Jahre 1929 gehören die Giallorossi (dt. die Gelb-Roten) bis auf eine Saison der höchsten italienischen Spielklasse an. Die goldene Ära des Vereins datiert aus den 80er Jahren. Drei Pokalsiege und eine Meisterschaft konnten errungen werden. Der letzte Titel der AS Roma liegt elf Jahre zurück. Den Scudetto gewannen die Römer letztmals 2001.
I Biancocelesti
Noch ein Jahr länger liegt die letzte Meisterschaft der S.S. Lazio zurück. Gegründet wurde der Verein, angespornt durch die Olympischen Sommerspiele, im Januar 1900. Aus der griechischen Flagge leiten sich bis heute die Vereinsfarben ab. Auf Erfolge mussten die Biancocelesti (dt. die Weiß-Himmelblauen) lange warten. 1958 wurde der Verein zum ersten Mal italienischer Pokalsieger. Nach dem Gewinn der Meisterschaft 1974 begann der Absturz des Vereins. Im Zuge des Wettskandals 1980 wurde Lazio in die Serie B zwangsversetzt. Erst in den 90er Jahren setzte sich der Verein wieder in der italienischen Spitze fest. 1999 feierten die Binacocelesti den bislang größten Erfolg der Vereinsgeschichte, dem Europapokal der Pokalsieger. Auch 2006 war Lazio in den italienischen Manipulationsskandal verwickelt. Anders als Juventus Turin konnte sich der Verein aber erfolgreich gegen einen Zwangsabstieg wehren.
Von Faschisten und Rassisten
In den Fanszenen der beiden Vereine spiegelt sich die italienische Gesellschaft wider. Auf der einen Seite die Fans der AS Roma, die aus dem politisch linken Arbeiterviertel im Süden Roms stammen. Heute ist die Fankurve der Roma politisch und sozial sehr durchmischt. Die Anhänger von Lazio sind dem politisch rechten, wohlhabenden Parioli im Norden Roms und dem Umland zuzuordnen. Beide Fangruppen pflegen eine enge Verbindung zum Rechtsextremismus und tragen ihre Sympathie zu Rassismus und Faschismus offen zur Schau. So kommt es regelmäßig zu widerwärtigen Plakaten und Choreographien im Stadio Olimpico.
Das fast verhinderte Derby
Auch kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen vor, während und nach dem Hauptstadtderby. So zum Beispiel 2004 als die Fans beider Mannschaften erst einen Spielabbruch durchsetzten um sich anschließend miteinander und mit der Polizei gewaltsam auseinanderzusetzen. Die Folge waren 176 Verletzte, davon 155 Polizisten. außerdem hat das Derby della Capitale ein Todesopfer auf dem Gewissen. 1979 wurde ein Lazio-Fan von einer Signalrakete, abgeschossen aus einem Roma-Block, im linken Auge getroffen und starb. Die Rivalität besteht seit der Gründung der AS Roma. Ursprünglich sollte nämlich auch Lazio in den neuen Verein fusionieren. Der damalige Vereinspräsident wusste das jedoch zu verhindern. Seitdem wuchs der Hass zwischen den Vereinen immer mehr und entlädt sich in nahezu jedem Hauptstadtderby.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz