Am Freitag finden sich am Münchner Flughafen Sport und Politik zusammen, um über die Sicherheit in deutschen Stadien zu debattieren. Im Vorfeld des Sicherheitsgipfels haben sich 13 Klubs für einen neuen Strafenkatalog für die Sanktionierung von Pyrotechnik im Stadion ausgesprochen. Pyro-Strafen sollen nach dem Gefährdungspotenzial bestraft werden.
Auf der Sportminister-Konferenz finden sich am Freitag u.a. DFB-Präsident Bernd Neuendorf, DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke sowie Innenminister der Bundesländer zusammen, um über die Sicherheit in den deutschen Fußballstadien zu beraten. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat ihren Besuch kurzfristig abgesagt. Fanvertreter finden keinen Platz am Tisch, was der Dachverband der Fanhilfen zuletzt kritisierte.
CSU-Politiker droht mit Spielabbrüchen, Geisterspielen und personalisierten Tickets
Im Vorfeld der Gespräche hat CSU-Politiker Joachim Herrmann gegenüber der „Sport Bild“ angekündigt, dass er konkrete Vorschläge für mehr Sicherheit in den Stadien und eine Distanzierung der Klubs von Gewalt erwarte. Andersfalls werden Kollektivstrafen wie Zuschauer-Teilausschlüsse und personalisierte Tickets nötig sein, um für mehr Sicherheit zu sorgen.
Auch Spielabbrüche durch Schiedsrichter und Geisterspiele müssten in Erwägung gezogen werden, um für mehr Sicherheit in den Stadien zu sorgen. Herrmann kritisierte vor allem den Einsatz von Pyrotechnik in den Stadien. Der Einsatz von Pyrotechnik führe zu Lebensgefahr und somit zu einem großen Risiko für Stadionbesucher.
Mehr Pyrotechnik, weniger Verletzte
Der Einsatz von Pyrotechnik sorgt schon seit längerer Zeit für erhitzte Gemüter in den Diskussionen zwischen Verbänden, Vereinen, Fans und Politik. Laut DFB hat der Einsatz von Pyrotechnik in den vergangenen beiden Jahren signifikant zugenommen. Der Verband sprach in der Vergangenheit immer wieder sechsstellige Pyro-Strafen an die Klubs aus. Laut dem Jahresbericht der “Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze” sind die Verletzungen durch den Einsatz von Pyrotechnik in den deutschen Stadien aber drastisch gesunken. In der Saison 2022/23 gab es, in den ersten drei deutschen Spielklassen, 92 registrierte Fälle von Verletzungen durch Pyrotechnik. In der Saison 2018/19, vor Beginn der Corona-Pandemie, waren es noch 152 verletzte Personen. Ein Rückgang von fast 40 Prozent.
13 Klubs für neuen Strafenkatalog bei Pyro-Strafen
Die hohen Strafen beim Einsatz von Pyrotechnik machen auch den Vereinen immer wieder zu schaffen. In einem Positionspapier, das Ende September 2024 an die 36 Klubs der DFL verschickt wurde, setzten sich 13 Vereine für einen neuen Strafenkatalog beim DFB ein. Dabei sollen die gezündeten pyrotechnischen Gegenstände nicht wie bisher bloß in ihrer Anzahl summiert werden, sondern auch das Gefährdungspotenzial der Pyrofackeln bewertet werden. Zuvor soll eine Grundstrafe verhängt werden, die im jeweiligen Einzelfall entsprechend erhöht oder gemildert werden kann.
Der aktuelle Strafenkatalog
Aktuell gelten die folgenden Regeln für das Abbrennen von Pyrotechnik. Dabei wird das Gefahrenpotenzial nicht bewertet. Einzig geregelt ist der Einfluss auf die Partie sowie die Täteridentifizierung.
Wortführer der 13 Klubs, die die Vorschläge an DFB und DFL verschickt haben, ist der Kölner Sport-Geschäftsführer Christian Keller. Dieser ist zugleich Aufsichtsratsmitglied in der DFL. Von den 13 Klubs spielen derzeit fünf in der Bundesliga, sieben in der 2. Bundesliga und einer in der 3. Liga. Der FC Hansa Rostock gehört derzeit zwar nicht zu den Mitgliedern der DFL, war dies allerdings als sich der „Arbeitskreis Verbandsstrafen“ Ende 2022 zusammengeschlossen hatte.
Laut dem Positionspapier würden die Geldstrafen für Pyrotechnik keine Wirkung auf den Einsatz in der Kurve haben und die Klubs damit immer weiter finanziell belasten, was sich auch negativ auf die Beziehung der Vereinsverantwortlichen und der Fans auswirkt. Auch eine Identifizierung der Täter sei nur in seltenen Fällen möglich.
SPD-Politiker fordert Punktabzug bei Pyro-Einsatz
Im Vorfeld des Sicherheitsgipfels sprach sich Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) bei der „Deichstube“ dafür aus, dass es Punktabzüge für Vereine, deren Fans Pyrotechnik zünden, geben müsse. Der Dachverband der Fanhilfen kritisierte im Vorfeld des Treffens die aus ihrer Sicht populistischen Äußerungen aus der Politik.
Pressekonferenz am Freitag um 14 Uhr
Um 14 Uhr wollen Bernd Neuendorf und Hans-Joachim Watzke am Freitag über den Ausgang der Gespräche in einer gemeinsamen Pressekonferenz informieren.
Autor: Christian Link
Pingback: Sicherheitsgipfel: Kollektivstrafen vorerst kein Thema – Die falsche 9
Pingback: Clubs are demanding a new list of penalties – FCM is holding back - World Today News