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(Fußball-)Hauptstadt Berlin

Insgesamt fünf Deutsche Meisterschaften und 16 DDR-Meisterschaften gingen bereits in die Bundeshauptstadt Berlin. Die oftmals ein wenig belächelte Fußballstadt hat einen besonderen Rekord vorzuweisen. Seit dem Bestehen der Bundesliga 1963/64 spielten bereits fünf unterschiedliche Vereine aus Berlin erstklassig – keine Stadt hatte bislang mehr Bundesliga-Klubs.

Union ist Bundesligist Nummer fünf

Erstmals in dieser Saison spielen Union Berlin und Hertha BSC zusammen im Fußball-Oberhaus. Der Klub aus Köpenick reiht sich als fünfter Klub in die Riege der Bundesligisten aus Berlin ein. Hertha BSC bestreitet bereits die 37. Saison in der Beletage des deutschen Fußballs. Mit zwei Spielzeiten folgt Tennis Borussia Berlin. Der 1902 gegründete Klub spielte in den Spielzeiten 1974/75 und 1976/77 in der Bundesliga. 2010 ging der Verein insolvent und spielt heute in der Oberliga Nord.

Der schlechteste Bundesligist aller Zeiten

Als zweiter Bundesligist Berlins durfte sich Tasmania Berlin feiern. In der Saison 1965/66 spielten die Neuköllner im Oberhaus und sind als der bis heute schlechteste Bundesligist aller Zeiten bekannt. Bis heute hält Tasmania diverse Negativ-Rekorde der Bundesliga-Geschichte. Lediglich zehn Punkte konnte der 1973 aufgelöste Klub in seiner einzigen Bundesliga-Saison erspielen. Ebenfalls aufgelöst hat sich der dritte Bundesligist aus der Hauptstadt, Blau-Weiß Berlin. In den Jahren 1986 und 1987 spielte der Verein aus Berlin-Mariendorf in der Bundesliga. Zusammengerechnet stehen den Berlinern Klubs 42 Jahre Fußball-Bundesliga zu Buche.

Union löst die Macht BFC Dynamo ab

Im Osten der Hauptstadt kristallisierte sich zunächst der BFC Dynamo als die Nummer 1 Berlins heraus. Zehn DDR-Meisterschaften gingen an den Prenzlauer Berg. Einzig Vorwärts Berlin hielt mit sechs Meisterschaften dagegen. Heute ist der Verein allerdings nicht mehr in Berlin angesiedelt. Seit 1971 spielt der Verein in Frankfurt (Oder). Der heute größte Klub des Berliner Osten, 1. FC Union, gewann hingegen keine Meisterschaft. Der Aufstieg in die Bundesliga ist der bislang größte Erfolg der Eisernen.

Deutsche Meister aus Berlin

Drei Klubs konnten bislang fünf Deutsche Meisterschaften für die Hauptstadt gewinnen. Der erste Deutscher Meister war der Berliner Thor- und Fußball-Club Union 1892. Gegen den Karlsruher FV gewannen die Berliner im Mai 1905 in Köln die Meisterschaft. Zwei Jahre später unterlag man dem Freiburger FC im Finale. Viktoria Berlin konnte sich im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft zweimal durchsetzen. 1908 gegen die Stuttgarter Kickers im Berliner Tempelhof und 1911 in Dresden gegen den VfB Leipzig.

Vier Jahre Leid folgen zwei Jahre Freud

Die letzten beiden Meisterschaften gingen an die Hertha. 1930 schlug man im Finale Holstein Kiel, ein Jahr später setzte man sich gegen den TSV 1860 München durch. Beide Meisterschaften wurden am Rhein errungen – in Düsseldorf und in Köln. Von 1926 bis 1929 scheiterte die Alte Dame viermal in Folge im Endspiel. Auch Vorwärts Berlin und Union Berlin scheiterten in den 1920er Jahren in den Endspielen.

Gründungswelle vor 1900 und der älteste Fußballverein Deutschlands

Dass der Fußball in Berlin sich stark entwickeln konnte liegt vor allem an den vielen Vereins-Gründungen in den 1890er Jahren. In anderen Großstädten setzte die Entwicklung erst später ein. Die größten Vereine, die auch zum Teil in den Endspielen um die Meisterschaft standen, gründeten sich allesamt vor 1900. Den Anfang machte der heute älteste aktive Fußballverein Deutschlands, der BFC Germania 1888. Sportliche Heimat des Tempelhofer Klubs ist die Kreisliga B. Alemannia und Vorwärts (1890), Britannia, Hertha und Union (1892), Minerva (1893) und Preußen (1894) folgten dem BFC Germania.

Aus Freunden wurden Rivalen

Zu DDR-Zeiten pflegten Fans, über die Mauer hinweg, Kontakte zwischen Hertha BSC und Union Berlin. So wurden gemeinsame Fanartikel hergestellt, die die Verbundenheit zwischen Ost und West ausdrücken sollten. Fans der Hertha reisten nach Ost-Berlin, um bei Heimspielen der Köpenicker die Unioner zu unterstützen. Die Fans des 1. FC Union begleiteten dafür Hertha BSC bei Europapokal-Spielen in den Ostblock. Doch seit der Wiedervereinigung löste sich die Verbundenheit immer weiter auf. Während man im Süd-Osten von Berlin den Fan durch die traditionellen Werte begeistern will, setzt man im Westen der Hauptstadt auf Event-Marketing.

Fußball heute

Die goldenen Jahre der Fußballstadt Berlin sind mittlerweile vergangen. Einzig die Hertha konnte die Fahne als Bundesligist hochhalten. Doch selbst die Alte Dame kämpft seit Jahren gegen die Mittelmäßigkeit. Mehr als einstellige Tabellenplätze sind selten drin für die Blau-Weißen. Die Saisons 2010/11 und 2012/13 verbrachte man gar zweitklassig. Mit dem Einstieg von Investor Lars Windhorst sollen die grauen Tage zukünftig vorbei sein. Als Hauptstadtklub würde die Hertha gerne auch international strahlen. Und natürlich lebt auch weiterhin der Traum vom Pokal-Finale im eigenen Stadion. Wie lange das noch möglich bleibt ist unklar. Der Verein kokettiert mit einem Umzug in ein eigenes, reines Fußballstadion.

Jahrelang wehrten sich die Anhänger des 1. FC Union schon fast gegen sportlichen Erfolg. Doch die Art und Weise wie sportlicher Erfolg und Tradition bei den Eisernen verbunden werden ist vorbildlich. Generell gilt Union als der etwas andere Verein im deutschen Profifußball. Die Fans sind mehr als nur ein Teil des Vereins. Hier wird Union vorgelebt. Kult ist auch das Stadion an der Alten Försterei. Ob der momentane Aufschwung reicht, um die Vormachtstellung der Hertha anzugreifen scheint eher unwahrscheinlich. So lange bleibt Union der schräge Onkel zur Alten Dame in der Fußballfamilie Berlin.

Regionalliga-Alltag

Im Schatten der beiden Bundesliga-Klubs stehen die fünf Berliner Regionalliga-Klubs. Seit 2013 gehört Viktoria Berlin der viertklassigen Regionalliga Nordost an. Für Schlagzeilen sorgte der Verein im Mai 2018, als eine Zusammenarbeit mit einer Unternehmensgruppe aus Hongkong bekannt gegeben wurde. Ein halbes Jahr später brach die Euphorie in Tristesse zusammen. Nach ausbleibenden Zahlungen des Investors musste die Viktoria Insolvenz anmelden. Trotz Punktabzug konnte Schlimmeres verhindert werden.

Seit 2014 spielt der BFC Dynamo in der Regionalliga Nordost. Als DDR-Rekordmeister schwebt bis heute ein Nimbus über dem Verein, dem die sportliche Leistung nicht unbedingt gerecht wird. Dynamo spielt traditionell immer oben mit, ohne dabei aber wirklich am Drittligaaufstieg schnuppern zu dürfen.

2016 wäre der Berliner AK beinahe in die 3. Liga aufgestiegen. Am Ende der Saison trennten den Verein, der zwischen 2006 und 2008 eine Kooperation mit dem türkischen Erstligisten Ankaraspor hatte, nur die Differenz von einem Tor zu Staffelsieger Zwickau. Auch in der vergangenen Saison wurde der Berliner AK 2. in der Regionalliga Nordost.

Die Überraschung der Saison ist die VSG Altglienicke. 2017 in die Regionalliga aufgestiegen, belegen die Ost-Berliner aktuell den zweiten Platz hinter der Zweitvertretung der Hertha. Co-Trainer ist der vor allem durch seine Zeit bei Union Berlin bekannte ehemalige Fußballer Torsten Mattuschka.

Das neueste Mitglied im Regionalliga-Klub ist der SV Lichtenberg. Erstmals in der Vereinsgeschichte gelang 2019 der Aufstieg in die vierte Liga. Zuvor pendelte der Klub aus Ost-Berlin zwischen Oberliga und Verbandsliga.

Quelle: Die falsche 9
Autor: Christian, Moritz

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