Mit KB.31 konnten wir einen weiteren Autor für unsere „Fußball rund um die Welt“-Reihe gewinnen. Mit seiner Tour nach Ägypten berichtet er von der Reise zu seinem 40. Länderpunkt – Ägypten.
Das nordafrikanische Land war eines von zweien auf meiner persönlichen Liste von Ländern, in denen ich zwar schon war, aber es nicht geschafft habe Fußball zu schauen. Damals hatten wir das Pech, dass wir El Gouna, den Verein in der Nähe von Hurghada, im Rahmen eines Entspannungsurlaubs nicht besuchen konnten. Damals (2012) gab es eine Woche zuvor schwere Ausschreitungen beim großen Derby in Kairo mit 74 Toten und tausenden Verletzten. Der Ligabetrieb in Ägypten wurde daraufhin komplett eingestellt. Auch viele Jahre später gestaltet sich der Besuch eines Fußballspiels, welches durch den ägyptischen Verband organisiert wird, als Fan schwierig – sowohl als Ägypter, wie auch als Ausländer.
Erfolg im zweiten Anlauf?
Acht Jahre nach dem ersten Versuch wollten wir es aber noch einmal versuchen. Auf die Idee kamen wir beim täglichen Suchlauf nach günstigen Flügen. Dabei stießen wir auf eine Kombination zwischen Hotel und Flug für 200€ zur urlaubsuntypischen Reisezeit Januar. Nachdem der Spieltag an diesem Wochenende sogar ein Heimspiel von El Gouna beinhaltete, entschlossen wir uns den Flug zu buchen.
Die Planungsphase
Zwei Wochen vor Reiseantritt gab der Verband die genaue Terminierung bekannt. El Gouna spielte montags und somit außerhalb unseres Aufenthalts, den wir von Freitagmorgen bis Montagabend gebucht hatten. Ebenfalls wurden sämtliche Spiele der Mannschaften aus Kairo auf Dienstag bis Donnerstag verlegt, da am Wochenende ein Champions League Spiel des afrikanischen Verbandes in Kairo ausgetragen wurde. Einzig der Unternehmerverein El Makawlon spielte am Sonntag zu einer machbaren Zeit. Wir versuchten also alles, um am Sonntag nach Kairo zu kommen.
Die Suche nach dem richtigen Gefährt
Die typische Reise mit dem Minibus von Hurghada nach Kairo war zum einen mit jeweils sieben Stunden Fahrt müßig. Außerdem würde es bereits um 15 Uhr zurück Richtung Hotelanlage gehen. Deshalb war für uns diese Möglichkeit keine Option, zumal das Spiel für 17 Uhr terminiert wurde. Eine weitere Möglichkeit wäre das Buchen eines Mietwagens gewesen.
Wir fanden allerdings hinweise im Internet darüber, dass man sich nicht ohne Einheimischen und ohne Anmeldung von Hurghada als Tourist nach Kairo begeben darf – wird man erwischt, droht einem schlimmstenfalls die Rückfahrt. Um sicher zu gehen buchten wir daher einen Flug mit Egyptair. Start Morgens um 05:00 Uhr, Rückreise Abends um 23:00 Uhr – von der Zeit her perfekt. Leider fast so teuer wie die gesamte Reise bisher, aber alternativlos. Somit war Mitte Dezember alles für die zweite Januarwoche gebucht.
Vom kalten Deutschland ins warme Ägypten
Im Januar flogen wir dann vom kalten Deutschland in den Urlaubsort Hurghada, wo angenehme 23 Grad auf uns warteten. Den Freitag und Samstag nutzten wir, um die warmen Temperaturen und das All-Inklusive-Angebot zu nutzen und blieben auf der Hotelanlage.
Sonntag morgen sind wir dann wie geplant geflogen. In Kairo selbst haben wir uns drei Sehenswürdigkeiten rausgesucht, die wir mit dem Uber abarbeiteten. Nach einer ersten Irrfahrt durch die Stadt und dem Besuch der Muhammad-Ali-Moschee erreichten wir die Pyramiden, die für uns nun als größte Touristenabzocke aller Zeiten gelten. Da es sich hierbei aber nicht um einen Reiseblog handelt ist maximal noch zu erwähnen, dass wir froh waren keinen Mietwagen zu buchen. Kairo ist mit Sicherheit die chaotischste Stadt, die wir vom Verkehr her jemals gesehen haben. Wir haben versucht darauf zu achten, aber haben am Ende an einem ganzen Tag kein einziges unbeschädigtes Auto gefunden. 🙂
Die Suche nach Eintrittskarten
Wie anfangs erwähnt ist es schwierig, gerade für Ausländer, an Karten für Spiele in Ägypten zu gelangen. Mittlerweile wurden die Auflagen etwas gelockert und eine bestimmte Anzahl Einheimischer darf in die Stadien. Diese müssen allerdings alle beim Verband angemeldet werden.
Wir versuchten deshalb im Voraus den Verein per Facebook zu kontaktieren. Nach dreimaligem senden eines Fragezeichens bekamen wir auch eine Antwort mit der Frage, weshalb wir das Spiel besuchen möchten. Wir gaben uns als Fans von Mo Salah aus, dessen Heimatverein Makawlon ist und nannten dies als Grund für den Besuch. Wir bekamen auch noch einmal die Info, dass man uns beim Verband anmelden muss. Wir gaben daher unsere vollen Namen an und sendeten auf Nachfragen ein Foto von uns zu. Nachdem eine Woche nichts geschah, fragten wir noch einmal nach. Wir dürfen das Spiel besuchen, bekamen einen Kontakt genannt, dessen Nummer uns am Spieltag übergeben wurde und uns mit Karten und Infos versorgt.
Kontaktaufnahme mit Mister X
Angekommen in Kairo: Wir schrieben dem Verein am Morgen nach der Landung noch einmal über den Messenger und bekamen den vorher angekündigten Kontakt. Nachdem uns ein anderer Kontakt zwei Stunden vor dem Spiel mitteilte, dass er uns aufgrund der schwierigen Kartensituation nicht helfen könne, waren wir froh, dass sich ein Mitarbeiter der Marketingabteilung meldete und uns eine Stunde vor dem Anpfiff mit ins Stadion nehmen wollte, sich vorher aber noch einmal melden wollte. Da die bisherige Kommunikation eher schwierig war, standen die Chancen daher bei 50:50. Nachdem wir uns erneut mit einem Uber-Fahrer durch den nun auch noch beginnenden Feierabendverkehr schlängelten waren wir froh, dass wir uns dazu entschieden haben, das Stadion frühzeitig an zu fahren.
Auf einmal Freunde von Mo Salah
Kurz vor den Stadiontoren wurden wir von Sicherheitskräften angehalten. Der erst schlecht gelaunte Wachdienst fragte uns ein paar Fragen auf Arabisch. Mittels Google-Übersetzer und dem Facebookverlauf versuchten wir uns verständlich zu machen. Nach einem Telefonat zwischen Verein und dem Sicherheitsdienst wurden wir per Handschlag begrüßt und man hielt uns für Freunde von Mo Salah. Wir widersprachen erst einmal nicht und nahmen die freundliche Begrüßung an.
Wir wurden daher direkt aus dem Taxi in die Cafeteria des Stadions gebracht und sollten dort auf unseren Kontaktmann warten. Dort warteten wir an einem kleinen Tisch, die anderen „Gäste“ waren ausschließlich bewaffnete Ordner und Militärs, die uns schräg anschauten. Wieder einmal hatten wir ein mulmiges Gefühl und waren uns immer noch unsicher, ob wir es zum Spiel schaffen sollten. Da man in diesem Raum jedoch niemand Fremden erwartete, lockerte sich die Situation nach einer guten halben Stunde auf und wir bekamen sogar einen Tee angeboten.
Tee zwischen bewaffneten Ordnern und Militär
Wir warteten, bis unser Kontaktmann des Vereins uns freundlich begrüßte und in den Innenraum brachte. Wir saßen inmitten von Verbandsoffiziellen, links und rechts von uns in abgesperrten Bereichen jeweils circa 30 Fans der Heim- und Auswärtsmannschaft mit Trommeln. Der Rest des 35.000 Zuschauer fassenden Stadions war komplett leer. Nach dem ausdrücklichen Hinweis, dass wir auf keinen Fall filmen und nur wenige Fotos schießen sollten, verließ uns der Mitarbeiter mit den Worten „bei Problemen könnt ihr mich anrufen“ und das Spiel konnte endlich beginnen.
Qualität – Erlebnis 0:1
Zur Stimmung und dem Spiel gibt es nicht viel zu berichten, die Qualität war schlecht. Das Auswärtsteam setzte sich am Ende mit 2:0 durch. Bei dieser Reise geht es wohl mehr um das Erlebnis Kairo und die Art wie wir an Karten für dieses Spiel gekommen sind als um das Spiel selbst. Nach dem Spiel bestellten wir uns ein Uber, verabschiedeten uns höflich und fuhren zum Flughafen. Dabei bekamen wir noch live mit, wieso die Autos aussehen wie sie aussehen. Auf halber Strecke verabschiedete sich der Motor unseres Fahrers (mit der Vermutung, dass er einfach Wasser in den Öltank schüttete) und wir durften einmal wechseln – glücklicherweise hatten wir genug Zeit. Somit hat Ägypten im zweiten Anlauf funktioniert – und kann von der Liste gestrichen werden.
Mashalllaaaa
Autor und Bilder: KB.31 (Insta: @kb.31)