Mit Investorenunterstützung in den Profifußball – für die einen Übel des modernen Fußballs, für andere eine Notwendigkeit, um überhaupt wettbewerbsfähig zu sein. Einen Anlauf möchte nun der TSV Havelse aus der Regionalliga Nord starten. In 6 Jahren soll der Ball beim TSV Havelse in der 2. Liga rollen.
Mission Profifußball
Unter dem Titel „Mission Profifußball“ geht der TSV Havelse derzeit offensiv auf Investorensuche. Das Ziel des Vereins aus dem gleichnamigen Garbsener Stadtteil ist nichts weniger als der Aufstieg in die 2. Bundesliga bis 2030. Um die großen Träume der 2. Liga zu realisieren, läuft derzeit die Suche nach den richtigen Partnern.
Ganz neu wäre die 2. Bundesliga für den TSV übrigens nicht. 1990 führte Volker Finke, der später beim SC Freiburg bundesweiten Ruf erlang, den Verein in die 2. Bundesliga. Damals war der Schritt deutlich zu groß, Havelse stieg nach nur einer Saison sang- und klanglos wieder ab. So schnell der rasante Aufstieg kam, wurde es nach dem einjährigen Intermezzo in der 2. Bundesliga wieder ruhig um den Verein.
Drittliga-Aufstieg im Corona-Jahr
Für überregionale Schlagzeilen sorgte der TSV Havelse 2021 wieder, als der Norddeutsche Fußball-Verband die Rot-Weißen zum Teilnehmer an den Aufstiegsspielen zur 3. Liga bestimmte. Tatsächlich gelang der Sprung in den Profifußball – der TSV Havelse war wieder da! Doch wie in der Zweitligasaison 1990/91 war der Sprung für den Verein erneut zu groß. Zu diesem Zeitpunkt war in Havelse niemand auf den Profifußball vorbereitet und die Mannschaft mit vielen Halbprofis für die 3. Liga nicht gut genug besetzt. In die überdimensionierte Arena in Hannover, in die Havelse ausweichen musste, verirrten sich kaum mehr als 1.000 Zuschauer. Nach nur 23 Punkten aus 38 Spielen ging es auf direktem Weg zurück in die Regionalliga.
Dieses Mal soll alles anders werden. Um nicht wieder vom eigenen Erfolg überrascht zu werden, wird im Hintergrund eifrig an der Professionalisierung der Strukturen gewerkelt. Einen großen Anteil daran hat der spielende Sportdirektor Florian Riedel, der sich seit 2022 in Doppelfunktion beim TSV Havelse engagiert und sich im Profifußball bestens auskennt. Sogar die Aufstiege sind schon geplant: 2025/26 soll zunächst der Sprung in die 3. Liga gelingen. Im Jahr darauf soll das altehrwürdige Wilhelm-Langrehr-Stadion, das derzeit Platz für 3.500 Zuschauer bietet, ausgebaut werden. 2030 soll dann die Krönung erfolgen – die Rückkehr in die 2. Bundesliga.
Wie realistisch ist der Havelser Plan?
Rein sportlich zeigt sich die Mannschaft von Trainer Samir Ferchichi in der laufenden Saison bislang aufstiegsreif. Die ersten sechs Saisonspiele (4 davon gegen Zweitvertretungen) in der Regionalliga Nord wurden allesamt gewonnen, womit man derzeit an der Tabellenspitze steht. Sollte Havelse in dieser Saison Meister werden, müssten sie sich in Aufstiegsspielen gegen den Vertreter der Regionalliga Nordost durchsetzen. Erst 2026 hat die Regionalliga Nord wieder einen festen Aufstiegsplatz. Gerade aufgrund der Aufstiegsregelung zwischen Regionalliga und 3. Liga hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass sich Erfolg nicht planen lässt.
Angesichts von drei Profivereinen im Umkreis von 100 Kilometern stellt sich zudem die Frage nach dem Fan-Potenzial im Umfeld. In der Regionalliga kommen derzeit rund 500 Zuschauer zu den Heimspielen des TSV. Um im Profifußball bestehen zu können, müsste die Fanbasis um ein Vielfaches ansteigen. Ob der Verein einen finanzstarken Partner finden wird, der an die großen Pläne der Vereinsführung glaubt und den Weg auf lange Sicht mitgeht, wird sich zeigen. Vielleicht gelingt es dem TSV Havelse dann im dritten Anlauf, sich endlich im Profifußball zu etablieren.
Deutschlands Tabellenführer
Havelse, Freiburg, Pirmasens & Co! Das sind derzeit Deutschlands Tabellenführer:
Autor: Moritz Schneider
Quelle: Die falsche 9
Pingback: Stand jetzt: HSV gegen St. Pauli in der Relegation – Die falsche 9