Es gibt Mannschaften, die zu schwach für die Bundesliga, aber zu gut für die 2. Liga sind. Im Bewusstsein vieler Romantiker gehört der 1. FC Nürnberg noch immer zum Establishment der Bundesliga. Nach dem Abstieg 2014 hieß die neue Heimat vier lange Jahre 2. Liga. Umso größer war die Erleichterung und die Vorfreude im vergangenen Sommer, als der Wiederaufstieg gelang. So wie sich die Mannschaft aber präsentierte, ist die Bundesliga mittlerweile ein gutes Stück enteilt. Sportlich scheint die 2. Liga momentan genau die Richtige für den 1. FC Nürnberg zu sein.
Die letzte Saison
Platz 18, nur 19 Punkte und eine Tordifferenz von minus 42. Die Saisonbilanz des 1. FC Nürnberg liest sich erschreckend. Die schwächste Offensive und die schlechteste Auswärtsmannschaft der Liga waren die Franken noch dazu. Im Februar entließ der Aufsichtsrat Sportvorstand Bornemann und den ehemals gefeierten Aufstiegstrainer Michael Köllner. Sein ehemaliger Assistent und Nachfolger an der Seitenlinie, Boris Schommers, konnte das Schiff auch nicht mehr vor dem Kentern retten. Die Saison 2018/19 wird der Club so schnell wie möglich aus den Köpfen streichen wollen.
Auf der Suche nach defensiver Stabilität
Die Analyse der einzelnen Mannschaftsteile könnte beim Blick auf die Statistiken sehr hart ausfallen. In Anbetracht dessen, dass in der nächsten Saison aber nicht mehr Spieler wie Serge Gnabry, Jadon Sancho oder Julian Brandt die löchrige Abwehr in ihre Einzelteile zerlegen, können wir an dieser Stelle etwas Gnade walten lassen. Trotzdem steht der neue Trainer Damir Canadi vor der Herausforderung, eine defensive Stabilität herzustellen. Mit der Verpflichtung von Oliver Sorg kommt viel Erfahrung nach Nürnberg. Asgar Sörensen hat zuletzt in Regensburg bewiesen, dass er Zweitliganiveau besitzt. Ob die Abgänge von Tim Leibold, Robert Bauer und Ewerton aber so kompensiert werden können, ist eher fraglich.
Was sagen die Wettanbieter?
Als Absteiger zählt Nürnberg auch bei den Wettanbietern naturgemäß zu den Aufstiegskandidaten. Für 10€ Einsatz springen 30€ Auszahlung heraus. Im Abstiegsfall würde der Einsatz verzwanzigfacht werden. Für 10€ Einsatz gäbe es also 200€.
Sattes Transferplus
Besonders in der Offensive wurde auf die Abgänge von Yuya Kubo, Matheus Pereira und Edgar Salli reagiert. Nach zähen Verhandlungen konnte mit dem SC Freiburg eine Einigung in der Personalie Fabian Schleusener gefunden worden. Dazu kommen mit Iuri Medeiros, Nikola Dovedan und Felix Lohkemper drei weitere Offensivakteure. In Robin Hack hat der Club einen interessanten Mann für die Außenbahn verpflichtet. Mit dem vorhandenen Personal führt das zu einer ziemlich breit aufgestellten Offensive.
Insgesamt konnten die Nürnberger durch die Spielerverkäufe ein ordentliches Transferplus erwirtschaften. Für den einen oder anderen Neuzugang wäre dadurch wohl noch Spielraum im Budget. Ein zentraler Mittelfeldspieler und ein bis zwei Verteidiger könnten jedenfalls noch gut gebraucht werden, um auch in der Defensive breiter aufgestellt zu sein. Dann scheint der Kader gut gerüstet für den harten Kampf um den Aufstieg.
Zugänge | Abgänge |
---|---|
Nikola Dovedan (1. FC Heidenheim) | Eduard Löwen (Hertha BSC) |
Iuri Medeiros (Sporting Lissabon) | Ewerton (Hamburger SV) |
Fabian Schleusener (SC Freiburg) | Tim Leibold (Hamburger SV) |
Robin Hack (TSG Hoffenheim) | Fabian Bredlow (VfB Stuttgart) |
Asger Sörensen (RB Salzburg) | Edgar Salli (unbekannt) |
Tim Handwerker (1. FC Köln) | Ivo Ilicevic (unbekannt) |
Felix Lohkemper (1. FC Magdeburg) | Jakov Medic (Wehen Wiesbaden, Leihe) |
Oliver Sorg (Hannover 96) | Dominik Steczyk (Piast Gliwice, Leihe) |
Andreas Lukse (SCR Altach) | Yuya Kubo (KAA Gent, Leihende) |
Fabian Nürnberger (eigene Jugend) | Robert Bauer (SV Werder Bremen, Leihende) |
Timothy Tillman (Bayern München, Leihende) | |
Matheus Pereira (Sporting Lissabon, Leihende) |
Player To Watch
Hanno Behrens war in der Aufstiegssaison einer der Garanten für die Rückkehr in die Bundesliga. Dort konnte der 29-jährige, wie fast alle seine Mitspieler, nicht sein volles Potential ausschöpfen. In der 2. Liga gehört Behrens aber ohne Zweifel zu den besten Fußballern. Kann er an die Form von vor zwei Jahren anknüpfen, könnte das der ganzen Mannschaft einen Schub geben.
Ausblick
Als Absteiger geht der 1. FC Nürnberg als einer der Mitfavoriten in die neue Saison. Mit dem VfB Stuttgart, Hannover 96 und dem Hamburger SV ist die Konkurrenz aber deutlich höher einzuschätzen als in der Aufstiegssaison 2017/18. Im Kader steckt auf jeden Fall das Potential für eine vordere Platzierung. Wenn sich schnell eine Einheit zwischen neuem Trainer und erneuerter Mannschaft bildet, ist der direkte Wiederaufstieg möglich.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz