Als der FC Augsburg im Sommer 2011 den Aufstieg in die 1. Bundesliga feierte, hielt es wohl kaum jemand für möglich, dass sie acht Jahre später noch immer zur Beletage des deutschen Vereinsfußballs gehören. Spätestens als die Baumeister des Austiegs, Manager Andreas Rettig und Trainer Jos Luhukay, den Verein nach dem ersten Bundesliga-Jahr verließen, galten die Augsburger als designierter Absteiger. Doch es kam anders. Mit dem jungen, frechen Trainer Markus Weinzierl marschierten die Fuggerstädter gar bis in die Europa League und das Anfield in Liverpool. Zuletzt schien die heile Welt etwas zu bröckeln. Findet die Bundesliga-Zeit des FC Augsburg in dieser Saison ein Ende?
Die letzte Saison
Das war knapp. Am Ende hatte der FC Augsburg nur vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang 16. Das 6:0 im direkten Duell gegen den VfB Stuttgart gab am Ende wohl den Ausschlag für ein weiteres Jahr Bundesliga. Ziemlich früh in der Saison zeichnete sich der Abstiegskampf bereits ab. Anders als in den vorherigen Jahren gelang es nicht, sich spätestens im Frühjahr entscheidend von den Abstiegsregionen abzusetzen. Für den Großteil der Saison reservierte der FCA Platz 15 und landete nach 34 Spieltagen mit mageren 32 Punkten auf eben jenem.
Augsburger Schießbude
Mit 71 Gegentoren kassierte der FC Augsburg mehr Tore als jeder andere Bundesligist in der abgelaufenen Saison. Insgesamt setzten Manuel Baum und Martin Schmidt 14 verschiedene Verteidiger ein. Einzige Konstante waren Philipp Max, Jonathan Schmid und mit Abstrichen Jeffrey Gouweleeuw, der mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Schon im Winter erstreikte Martin Hinteregger einen Wechsel zu Eintracht Frankfurt, was für zusätzliche Unruhe sorgte. Immerhin erhielt der FCA durch den festen Wechsel im Sommer einen zweistelligen Millionenbetrag.
Bei den vielen Gegentoren ist es wenig verwunderlich, dass besonders in der Defensive ein personeller Umbruch forciert wurde. Neben Hinteregger verließen im Sommer auch Jonathan Schmid, Konstantinos Stafylidis, Kevin Danso, Christoph Janker und Jan-Ingwer Callsen-Bracker den Verein. Dazu lief die Leihe von Keeper Gregor Kobel aus. Durch einige, teils auch kostspielige Transfers, hat der FCA aber bereits für Ersatz gesorgt. Mit der Verpflichtung von Reece Oxford, Iago und Mads Pedersen setzen die Verantwortlichen vor allem auf junge Spieler. Dazu konnte mit Marek Suchy ein erfahrener 42-facher tschechischer Nationalspieler zum Nulltarif nach Augsburg gelockt werden. Das Tor der Fuggerstädter hütet in dieser Saison ebenfalls ein Tscheche. Tomas Koubek wechselt von Rennes zu den bayrischen Schwaben.
Was sagen die Wettanbieter?
Für die Augsburger geht es in dieser Saison in erster Linie um den Klassenerhalt. Das sehen auch die Wettbüros so. Im Abstiegsfall nach acht Jahren Bundesligazugehörigkeit wird der Einsatz mit dem Faktor 3,8 multipliziert. Bei einem Einsatz von 10€ würden also 38€ rausspringen. Gelingt es dem FC Augsburg, die Saison 2014/15 zu wiederholen und sich einen Platz unter den ersten Sechs zu erspielen, winken 180€ für 10€ Einsatz. Ein bisschen Träumen darf auch erlaubt sein. Sollte die Meisterschaft sensationell nach Augsburg gehen, erhält der risikofreudige Tipper 15000€ bei ebenfalls 10€ Einsatz.
Immer wieder Finnbogason
In der Offensive setzten die Fuggerstädter vor allem auf einen Mann: Alfred Finnbogason. Der Isländer verpasst allerdings regelmäßig einen großen Teil der Saison aufgrund diverser Verletzungen. So auch in der vergangenen Saison. Trotz lediglich 18 Einsätzen in der Bundesliga war er mit zehn Saisontoren der Augsburger Toptorschütze. Das zeigt das Dilemma eindrucksvoll. Dem FCA fehlte ein echter Ersatz für Finnbogason. Der soll mit Florian Niederlechner nun in Augsburg angekommen sein. Der 28-jährige kommt mit der Empfehlung von 25 Toren in den letzten drei Jahren für den SC Freiburg. Trainer Martin Schmidt und Niederlechner kennen sich bereits aus gemeinsamen Zeiten bei Mainz 05. Dort kam der Stürmer allerdings kaum zum Zug.
Zugänge | Abgänge |
---|---|
Tomas Koubek (Stade Rennes) | Martin Hinteregger (Eintracht Frankfurt) |
Iago (Internacional Porto Alegre) | Jonathan Schmid (SC Freiburg) |
Carlos Gruezo (FC Dallas) | Marvin Friedrich (Union Berlin) |
Florian Niederlechner (SC Freiburg) | Dong-won Ji (FSV Mainz 05) |
Ruben Vargas (FC Luzern) | Konstantinos Stafylidis (TSG Hoffenheim) |
Reece Oxford (West Ham United) | Christoph Janker (unbekannt) |
Noah Sarenren Bazee (Hannover 96) | Ja-cheol Koo (Al Gharafa) |
Mads Pedersen (FC Nordsjaelland) | Jan-Ingwer Callsen-Bracker (unbekannt) |
Marek Suchy (FC Basel) | Julian Günther-Schmidt (Carl Zeiss Jena) |
Maurice Malone (eigene Jugend) | Takashi Usami (Gamba Osaka) |
Seong-hoon Cheon (eigene Jugend) | Kevin Danso (FC Southampton, Leihe) |
Tim Rieder (Darmstadt 98, Leihende) | Gregor Kobel (TSG Hoffenheim, Leihende) |
Caiuby (Grasshoppers, Leihende) |
Player To Watch
Seit Martin Schmidt Trainer in Augsburg ist, blüht Marco Richter auf. Erst in der Rückrunde der vergangenen Saison, dann bei der U21-EM in Italien. Der 21-jährige Außenstürmer überzeugt vor allem mit seinen Tempodribblings und einem immer präziseren Abschluss. In Augsburg soll ihm die Zukunft gehören. Spielt er jedoch eine Saison wie die letzte Rückrunde, könnte es im Sommer schon eng werden, ihn zu halten. Besonders im Zusammenspiel mit den ebenfalls sehr agilen Gregoritsch und Niederlechner könnte ein gefährliches Trio entstehen.
Ausblick
Ähnlich wie in der vergangenen Saison wird der FC Augsburg froh sein, wenn der Klassenerhalt gelingt. Zwar werden andere Teams, wie zum Beispiel die Aufsteiger, noch etwas schwächer eingeschätzt. Darauf sollte man sich aber in keinem Fall verlassen. Besonders die Defensive wurde umgekrempelt und muss erst beweisen, dass der FCA in dieser Saison nicht erneut die Schießbude der Liga wird. Sonst drohen in Augsburg die Lichter auszugehen.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz