Es wäre wohl nicht der FC Schalke 04, wenn nicht immer irgendetwas passieren würde. So auch in dieser Sommerpause. Mit einem Satz hat Clemens Tönnies alle anderen Themen im Umfeld aus dem Vordergrund gewischt. Die rassistischen Äußerungen, die natürlich absolut nichts im Fußball oder sonst irgendwo zu suchen haben, beschädigen das Image des Vereins und auch das der Person Clemens Tönnies. Trotzdem bleibt er nach drei Monaten Pause im Amt und die Diskussionen damit auch weiter in der Öffentlichkeit. Im Sinne des Vereins kann das nicht sein. Parallel dazu basteln Jochen Schneider, Michael Reschke und David Wagner an der sportlichen Neuausrichtung. Droht bei all diesem Theater eine weitere Horrorsaison für Schalke?
Die letzte Saison
Der sportliche Absturz der vergangenen Saison war in allen Belangen enttäuschend. Bis zum Ende mussten die Königsblauen um den Klassenerhalt kämpfen. Dabei schienen die Voraussetzungen vor der Saison nahezu optimal. Direkt im ersten Jahr als Bundesliga-Trainer führte Domenico Tedesco die Knappen zur Vizemeisterschaft. Der Fußball war zwar nicht immer schön, war aber eine Grundlage, um darauf aufzubauen. An dieser Weiterentwicklung scheiterten Tedesco und seine Mannschaft. Unglückliche Personalentscheidungen und schlechte Ergebnisse führten am Ende zur Entlassung von Tedesco. Mit Huub Stevens als Interimstrainer wurde die Saison auf Platz 14 abgeschlossen. Jetzt ist mal wieder neues Personal da, die Aufbruchstimmung aber fehlt.
Wo ist der Torjäger?
Gerade einmal 37 Tore erzielte Königsblau in der abgelaufenen Saison. Im Schnitt ist das nur etwas mehr als ein Tor pro Spiel. So überrascht es auch nicht, dass der beste Torschütze auf Platz 31 geführt wird. Dort findet sich in Daniel Caligiuri ein vorrangig defensiv eingesetzter Spieler. Vier seiner sieben Saisontore erzielte der Deutsch-Italiener per Elfmeter. Der abgewanderte Breel Embolo erzielte fünf Saisontore, Guido Burgstaller vier. Den Knappen fehlt der eiskalte Torjäger, wie es Klaas-Jan Huntelaar über Jahre hinweg war. Die nächste Saison muss David Wagner trotzdem mit dem vorhandenen Spielermaterial bestreiten. Einen neuen Stürmer stellten die Verantwortlichen noch nicht vor.
55 Gegentore sind zwar keine Glanzleistung, im ligaweiten Vergleich und in Anbetracht der Tabellengefilden höchstens durchschnittlich. Mit Alexander Nübel steht (noch) ein junges Talent zwischen den Pfosten. Vorsorglich wurde hier bereits Markus Schubert verpflichtet. Auf der Torwartposition scheint der FC Schalke gut aufgestellt zu sein. Auch die Verteidigung liest sich weiterhin prominent. Salif Sané, Matija Nastasic und insbesondere der Neuzugang Ozan Kabak haben ihre Qualität bereits bewiesen. Dazu konnte endlich ein gelernter Rechtsverteidiger verpflichtet werden. Jonjoe Kenny kommt zunächst für ein Jahr auf Leihbasis nach Schalke. Daniel Caligiuri könnte sich damit wieder offensiver orientieren. Hinten links besteht weiterhin die größte Baustelle. Weder Hamza Mendyl noch Bastian Oczipka konnten vergangene Saison positiv auf sich aufmerksam machen. Im Hintergrund lauert Jonas Carls aus der Knappenschmiede.
Was sagen die Wettanbieter?
Für die Meisterschaft kommen die Schalker nach der letzten Saison traditionell nicht in Frage. Die Buchmacher bieten 2500€ Auszahlung bei einem Einsatz von 10€. Für die Plätze 1-6 stehen die Chancen für die Königsblauen schon deutlich besser. Hier würden „nur“ 36€ herausspringen. Ganz anders sieht es in den unteren Tabellenregionen aus. Geraten die Knappen erneut in den Abstiegskampf und haben dort das Nachsehen, springen 100€ bei 10€ Einzahlung heraus.
Heimfluch beenden
Besonders dramatisch war die Heimbilanz in der vergangenen Saison. Hätte Schalke nur zu Hause gespielt, wäre der Abstieg möglicherweise nicht abzuwenden gewesen. Kein anderes Team sammelte weniger Punkte vor heimischem Publikum, Platz 18 im ligaweiten Vergleich. Der Abstiegskampf ist auch dem neuen Trainer David Wagner ein Begriff. Mit Huddersfield Town gelang dem Euro-Fighter nach dem sensationellen Aufstieg der noch überraschendere Klassenerhalt in der ersten Saison. In der vergangenen Saison verließ er aus freien Stücken das sinkende Schiff. Sein Vorteil im Vergleich zu seinen Vorgängern auf Schalke dürfte die gesunkene Erwartungshaltung sein. Die Internationalen Plätze sind in diesem Jahr nicht Pflicht.
Zugänge | Abgänge |
---|---|
Ozan Kabak (VfB Stuttgart) | Breel Embolo (Borussia M’gladbach) |
Benito Raman (Fortuna Düsseldorf) | Ralf Fährmann (Norwich City) |
Markus Schubert (Dynamo Dresden) | Sebastian Rudy (TSG Hoffenheim) |
Jonas Carls (eigene Jugend) | Benjamin Goller (Werder Bremen) |
Jonjoe Kenny (FC Everton, Leihe) | Sascha Riether (Karriereende) |
Fabian Reese (SpVgg Greuther Fürth, Leihende) | Cedric Teuchert (Hannover 96, Leihe) |
Pablo Insua (SD Huesca, Leihende) | Bernard Tekpetey (Fortuna Düsseldorf, Leihe) |
Jeffrey Bruma (VfL Wolfsburg, Leihende) |
Player To Watch
Mit dem Abgang von Ralf Fährmann verliert der FC Schalke seine letzte erfahrene Identifikationsfigur. In seinem Schatten entwickelte sich Weston McKennie in den letzten beiden Jahren zu einem Publikumsliebling. Der US-Boy hat die Werte der Nordkurve längst verinnerlicht. Mit Leidenschaft und Willen legt er alles für Königsblau auf den Platz. Besonders seine Entwicklung war einer der positiven Aspekte der vergangenen Saison. Immerhin stehen schon 14 Länderspiele für den 20-jährigen zu Buche. Seinem Landsmann David Wagner wird das nicht entgangen sein.
Ausblick
Der FC Schalke 04 ist eine der Überraschungstüten der neuen Saison. Niemand kann so recht vorhersagen, was die Fans in der neuen Saison erwartet. Die letzten Saisons haben gezeigt, dass zwischen Champions-League und Abstiegskampf so ziemlich alles möglich ist. Das Ziel sollte eine möglichst ruhige Saison sein, auf der im nächsten Sommer weiter aufgebaut werden kann. Vielleicht gelingt es sogar schon in diesem Jahr, an den Plätzen zur Europa League zu schnuppern.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz