Lange Zeit haftete Friedhelm Funkel das Image des klassischen Zweitligatrainers an. Als die Fortuna im März 2016 in großer Abstiegsnot den charismatischen Fußballlehrer vorstellte, befand sie sich in einer ähnlichen Situation. Die sportliche Heimat der Düsseldorfer war von einem kleinen Abstecher in die Bundesliga abgesehen über Jahre die 2. Liga. Funkel und die Fortuna entwickelten sich gemeinsam weiter und feierten 2018 als Meister die Rückkehr in die Bundesliga. Umso überraschender kam in der vergangenen Winterpause die Nachricht, dass der auslaufende Vertrag mit dem Trainer nicht verlängert wird. Nach großem Protest des Umfelds ruderten die Verantwortlichen schließlich zurück und verlängerten den Vertrag doch. Kann Funkel das Vertrauen erneut zurückzahlen?
Die letzte Saison
Die vergangene Saison begann, wie man das erwarten konnte. Nach zehn Spieltagen belegte die Fortuna den letzten Platz der Tabelle und kassierten Niederlagen wie ein 1:7 in Frankfurt oder ein 0:3 in Nürnberg. Mitte November fand Friedhelm Funkel irgendwo den Hebel, der alles zum Guten wendete. Bis zur Winterpause arbeitete sich die Mannschaft bereits auf Platz 14. Die Rückrunde glich einem Märchen und hätten in dieser Art wohl die wenigstens für möglich gehalten. Das mittlerweile eingespielte Team lieferte überzeugende Auftritte in Massenproduktion ab. Am Ende der Saison erreichte die Fortuna als Tabellenzehnter eine beeindruckende Endplatzierung.
Abgang der Topscorer
Fluch der guten Saison war der kleine Ausverkauf in der Düsseldorfer Offensivabteilung. Dodi Lukebakio und Benito Raman konnten nicht gehalten werden. Damit verlassen die für 20 der 49 Tore verantwortlichen Stürmer den Verein. Dazu kommt der Abgang von Marvin Duksch. Zwar konnte er sich gegen die Konkurrenz nicht durchsetzen und kam auf weniger Spielzeit als erwartet, doch ist sein Abgang für die Breite in der Offensivreihe schmerzhaft. Momentan sind mit Rouwen Hennings und Dawid Kownacki nur zwei nominelle Mittelstürmer im Kader. Im Fokus der Verantwortlichen standen eher Verstärkungen für die Außenbahn. Zwischen Erik Thommy, Bernard Tekpetey, Nana Ampomah, Kenan Karaman und Thomas Pledl hat Friedhelm Funkel die Qual der Wahl.
In der Defensive sieht es schon deutlich besser aus. Einzig Marcin Kaminski kehrte nach seiner einjährigen Leihe zum VfB Stuttgart zurück. Ihn soll Kasim Adams ersetzen. Der Ghanaer wurde von der TSG Hoffenheim ausgeliehen. Fest verpflichtet wurde hingegen Markus Suttner, der bereits die vergangene Rückrunde bei der Fortuna absolvierte und einen sehr positiven Eindruck hinterließ. Er belebt den Konkurrenzkampf hinten links. Besonders wichtig ist der Verbleib von Abwehrchef Kaan Ayhan. Der türkische Nationalspieler wurde mit diversen Vereinen in Verbindung gebracht. Momentan scheint es aber sicher, dass er auch in der kommenden Saison die Defensive zusammenhält.
Was sagen die Wettanbieter?
Das zweite Jahr ist für Aufsteiger immer besonders herausfordernd. So verwundert es nicht, dass die Fortuna von den Buchmachern im Abstiegskampf eingestuft wird. Lediglich 29€ springen bei einem Einsatz von 10€ heraus, sollte Düsseldorf den Gang zurück in die 2. Liga antreten müssen. Besonders optimistische Fans kokettieren möglicherweise mit der Qualifikation für das internationale Geschäft. Für einen Platz unter den ersten sechs der Tabelle winken stolze 180€ bei 10€ Einsatz. Sollte der Funkel-Truppe der ganz große Wurf mit der Meisterschaft gelingen, brächte das 15000€ ein.
Gestiegene Erwartungshaltung
Spannend wird sein, wie die Mannschaft mit der Erwartungshaltung im Umfeld zurechtkommt. Nach einer Saison wie der letzten steigt diese traditionell. Daher bemühen sich die Verantwortlichen um Demut und Zurückhaltung. Besonders in der Defensive ist noch etwas Luft nach oben. Mit 65 Gegentoren reiht sich die Fortuna bei den Absteigern der vergangenen Saison ein. Der neue Keeper Zachary Steffen soll die Defensive stabilisieren. Vor allem in der Hinrunde hatte Michael Rensing einige unglückliche Aktionen und wirkte verunsichert. Steffen ist 15-maliger Nationalspieler der USA und spielte zwischen 2015 und 2016 bereits in Deutschland beim SC Freiburg.
Zugänge | Abgänge |
---|---|
Markus Suttner (Brighton & Hove Albion) | Benito Raman (FC Schalke 04) |
Thomas Pledl (FC Ingolstadt) | Marvin Duksch (Hannover 96) |
Kelvin Ofori (Right to Dream) | Jaroslav Drobny (unbekannt) |
Nana Ampomah (Waasland-Beveren) | Kianz Froese (1. FC Saarbrücken) |
Florian Kastenmeier (VfB Stuttgart II) | Havard Nielsen (SpVgg Greuther Fürth) |
Jannick Theißen (eigene Jugend) | Emmanuel Iyoha (Holstein Kiel, Leihe) |
Erik Thommy (VfB Stuttgart, Leihe) | Marcin Kaminski (VfB Stuttgart, Leihende) |
Zack Steffen (Manchester City, Leihe) | Takashi Usami (FC Augsburg, Leihende) |
Lewis Baker (FC Chelsea, Leihe) | Dodi Lukebakio (FC Watford, Leihende) |
Kasim Adams (TSG Hoffenheim, Leihe) | |
Bernard Tekpetey (FC Schalke 04, Leihe) | |
Johannes Bühler (VfR Aalen, Leihende) |
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Der FC Chelsea besitzt bekanntermaßen eine Vielzahl an Dauer-Leihgaben. Eine davon ist auch der 24-jährige Lewis Baker. Erstmals für Aufsehen sorgte er in seiner Zeit bei Vitesse Arnheim in der niederländischen Eredivisie. Zuletzt spielte der Engländer in der zweiten englischen Liga für den FC Reading. Bei der Fortuna verstärkt der torgefährliche zentrale Mittelfeldspieler die Schaltzentrale und soll die Brücke zwischen Defensive und Offensive schlagen. Seine Kreativität könnte dem Düsseldorfer Offensivspiel neue, unberechenbare Impulse verleihen.
Ausblick
Die letzte Saison noch einmal zu wiederholen wird durch die Abgänge der Topscorer eine sehr schwere Aufgabe. Vor allem im zweiten Jahr nach dem Aufstieg haben Mannschaften oft Probleme, der gestiegenen Erwartungshaltung gerecht zu werden. Die Fortuna hat allerdings in der vergangenen Saison bewiesen, dass sie mit Rückschlägen fertig werden kann. Mit Trainerfuchs Funkel ist der Klassenerhalt durchaus im Bereich des Möglichen. Allerdings wird der Abstand nach unten in dieser Saison wohl etwas knapper werden.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz