Kein anderer Verein in Deutschland ist so streitbar wie RB Leipzig. Eine Analyse und Aufzählung der Gründe würden hier zu weit gehen. Deshalb liegt die Konzentration vor allem auf dem Sportlichen. Und hier steht RB faktisch sehr gut dar. Bisher qualifizierten sich die Leipziger in jeder Bundesliga-Saison für einen europäischen Wettbewerb. Und damit das so weiter geht und in absehbarer Zeit vielleicht sogar nach einem Titel gegriffen werden kann, haben die Verantwortlichen Julian Nagelsmann verpflichtet. Ähnlich wie er es mit der TSG Hoffenheim bereits gemacht hat, soll er Leipzig auf ein noch höheres Level hieven. Kann RB mit Julian Nagelsmann einen Titel gewinnen?
Die letzte Saison
Nach dem eher unrühmlichen Ende der Beziehung mit Ralph Hasenhüttl stand Leipzig im letzten Sommer ohne einen Trainer da. Als kurze Zeit später eine Einigung mit Julian Nagelsmann für den Sommer 2019 getroffen werden konnte war klar, dass die Saison 2018/19 wohl ein Übergangsjahr wird. Ein Trainer auf Zeit ließ sich jedenfalls nicht auftreiben. Also musste mal wieder Ralf Rangnick ran. Und er machte es mal wieder gut. Nach anfänglichen Schwierigkeiten berappelte sich der schmale Kader und spielte eine starke Runde. Am Ende sprang die souveräne Qualifikation für die Champions League sowie das DFB-Pokal-Finale heraus. Dieses ging zwar verloren, doch die vergangene Saison war trotzdem eine erfolgreiche für RB.
Mehr als nur Konterfußball
Besonderen Eindruck hinterließ Leipzig über Jahre hinweg mit ihrem gefährlichen, pfeilschnellen Konterspiel. Mittlerweile haben die anderen Vereine sich jedoch darauf eingestellt und überlassen den Leipzigern häufiger den Ball. Die Mannschaft musste sich daraufhin etwas anpassen und neue Lösungen finden. Auch spielerisch kann sich das Team mittlerweile gegen tiefstehende Gegner behaupten. Mit Julian Nagelsmann wird sich das eigene Spiel noch ein bisschen mehr verändern. Es sollte also nicht zu früh zu viel verlangt werden. Auch in der vergangenen Saison kam Leipzig erst spät in Tritt.
Julian Nagelsmann hat vor allem sein geliebtes System mit Dreierkette mit nach Leipzig gebracht. Die luxuriöse Auswahl an Spielern für die drei Positionen wie in Hoffenheim besitzt er hier aber nicht. Mit Dayot Upamecano, Willi Orban und Ibrahima Konaté kristallisiert sich ein favorisiertes Trio heraus. Aufgrund Nagelsmann Hang zur Rotation reichen diese drei nicht aus. Mit Ethan Ampadu ist ein Neuzugang als vierter Innenverteidiger im Kader. Danach muss der neue Coach auf Außenverteidiger zurückgreifen, um im System bleiben zu können. Durch die mindestens doppelte Besetzung der Außen dürfte das jedoch kein Problem sein.
Was sagen die Wettanbieter?
In absehbarer Zeit möchte RB Leipzig auch um die Meisterschaft ein ernstzunehmender Kandidat sein. Für diese Saison trauen die Wettanbieter den Sachsen das (noch) nicht zu. Im Falle der Meisterschaft werden aus 10€ Einzahlung nämlich noch 200€ Auszahlung. Ganz anders sieht es bei der Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb aus. Diese sehen die Buchmacher als nahezu obligatorisch an. Gerade einmal 11,50€ würde die Auszahlung bei 10€ Einzahlung betragen. Scheitert das Projekt Leipzig in dieser Saison und der Verein steigt in die 2. Liga ab, winken 800€.
Vollgasfußball
Die Leipziger Offensive ist hochklassig besetzt. Der ohnehin schon starke Kader wurde im Sommer noch weiter verstärkt. Mit Ademola Lookman konnten die Verantwortlichen nach zähen Verhandlungen endlich ihren Wunschspieler fest verpflichten. Österreichs Shooting-Star Hannes Wolf sowie Christopher Nkunku von Paris St. Germain sind weitere potenzielle Stars. Die Posse um die Vertragsverlängerung mit Timo Werner trübt jedoch ein bisschen die Stimmung. Er ist das alles bestimmende Thema der Vorbereitung gewesen. Ob der zwar mittlerweile erfahrene, aber immer noch recht junge Werner das so einfach abschütteln kann, wird man sehen. Yussuf Poulsen hat sich in der letzten Saison zu einem richtigen Torjäger entwickelt und stünde bereit.
Zugänge | Abgänge |
---|---|
Ademola Lookman (FC Everton) | Bruma (PSV Eindhoven) |
Christopher Nkunku (Paris St. Germain) | Julian Krahl (1. FC Köln) |
Hannes Wolf (RB Salzburg) | Marius Müller (FC Luzern) |
Luan Candido (Palmeiras) | Emile Smith Rowe (Arsenal London, Leihende) |
Ethan Ampadu (FC Chelsea) | |
Philipp Tschauner (Hannover 96) | |
Jacob Ruhner (eigene Jugend) | |
Malik Talabidi (eigene Jugend) | |
Max Winter (eigene Jugend) | |
Frederik Jäkel (eigene Jugend) | |
Tom Krauß (eigene Jugend) | |
Anton Rücker (eigene Jugend) | |
Fabrice Hartmann (eigene Jugend) | |
Mads Bidstrup (eigene Jugend) | |
Oliver Bias (eigene Jugend) |
Player To Watch
Seit mittlerweile 15 Jahren spielt Diego Demme für RB Leipzig. In der abgelaufenen Saison unter Ralf Rangnick rutschte er immer mehr in Richtung Abstellgleis. In dieser Vorbereitung fand er jedoch zurück zu alter Stärke. Besonders bei sehr offensiv denkenden Mannschaften sind Spieler wie Demme wertvoll. Die Drecksarbeit für seine Mitspieler zu übernehmen, damit diese ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Das scheint auch Julian Nagelsmann aufgefallen zu sein. Die Konkurrenz im Team ist zwar groß, aber Diego Demmes Spielweise könnte sein Schlüssel ins Team sein. Aufgrund der Dreifachbelastung wird er auf jeden Fall seine Chance bekommen.
Ausblick
RB Leipzig ist ein ambitionierter Verein. Früher oder später soll die deutsche Meisterschaft her. Nach dem Übergangsjahr in der vergangenen Saison ist der Hunger auf mehr vorhanden. Doch man sollte es nicht überstürzen. Die erste Saison unter einem neuen Trainer kann schwieriger werden als erwartet. Trotz allem ist die Qualität im Kader sehr hoch und liegt weit über Bundesliga-Durchschnitt. Die Champions-League-Qualifikation sollte es schon sein für die Sachsen.
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz