Heute Abend ist es wieder so weit: die ganze Fußball-Nation schaut um 18:30 Uhr gebannt auf die DFB-Pokal-Auslosung. Normalerweise heißt es in der 1. Runde David versus Goliath, Klein gegen Groß oder Favorit gegen Underdog. In diesem Jahr stellt sich die Situation etwas anders dar. So ausgeglichen war ein DFB-Pokal-Teilnehmerfeld lange nicht mehr, noch nie waren die Bezeichnungen Profitopf und Amateurtopf so irreführend.
Aufgrund der Pandemiesituation wurden viele Landespokale nur mit Dritt- und Regionalligisten zu Ende gespielt – wenn überhaupt. Folgerichtig befinden sich nur vier Oberligisten (5. Liga) im Topf, alle andere spielen in der Regionalliga oder höher. Umso schwieriger gestaltet sich die Situation für die Vereine im Profitopf: Stolpergefahr!
Auf die Zuschauer hingegen warten spannende Duelle, in denen der vermeintliche Favorit sich nicht zwangsläufig durchsetzen wird. Welche Duelle könnte Losfee Thomas Broich morgen aus der Lostrommel ziehen? Wir haben unsere Highlights für euch zusammengefasst.
1860 München – Bayern München: Löwen gegen Mia san Mia
Das letzte Münchner Stadtderby fand – Ihr ahnt es – im DFB-Pokal statt. Die Stimmung war aufgeheizt, insgesamt verwies Schiri Gagelmann drei Spieler des Feldes, die Sechzger fighteten wie Löwen und zwangen den schier übermächtigen Stadtrivalen in die Verlängerung. Die Blauen hatten das Elfmeterschießen schon vor Augen und mussten sich in der Nachspielzeit der Verlängerung dann doch noch geschlagen geben: Ribéry, Elfmeter, Tor. Die Bayern zogen ins Halbfinale ein. Nach 13 Jahren wären wir bereit für das nächste Kapitel der Münchner Derbygeschichte!
Viktoria Köln – 1. FC Köln: Rechts vom Rhein vs. Links vom Rhein
Das bislang einzige Stadtduell in einem DFB-Pokal-Finale trugen 1983 der 1. FC Köln und Fortuna Köln aus. Die Fortuna konnte sich für die anstehende Pokalsaison zwar nicht qualifizieren, dafür die Viktoria, die den Südstädtern mittlerweile den Rang als Nummer 2 in der Stadt abgelaufen hat. Seit der Einführung der Bundesliga 1963 gab es kein Pflichtspiel zwischen dem Effzeh und der Viktoria. Wieso nicht in der 1. Runde 2021/22?
1. FC Kaiserslautern/Waldhof Mannheim – Karlsruher SC: Alarm im Südwesten
Baden, Pfalz und Kurpfalz: es gibt wenig explosivere Mischungen im deutschen Fußball. Während der 1. FC Kaiserslautern über lange Jahre sportlich die Nummer 1 im Südwesten war, liegt derzeit einzig die Kugel des Karlsruher SC im Profitopf der DFB-Pokal-Auslosung. Die Rivalitäten zwischen den Vereinen sind hinlänglich bekannt, doch auch sportlich könnte in diesen Paarungen einiges stecken. Falls eines der Duelle gezogen wird, dürfte die Tagesform entscheidend sein.
BFC Dynamo – Union Berlin: Ziemlich beste Feinde
Zu DDR-Oberliga-Zeiten prägte der BFC über Jahre den Fußball im Osten, gewann unter anderem zehn Mal in Folge die Meisterschaft. Heute sorgt ein anderer Ost-Klub aus Berlin für Furore in der Beletage des deutschen Fußballs: Union Berlin. Auf der einen Seite der Stasi-Klub, der reihenweise Titel gewann und heute gegen den Abstieg in die 5. Liga kämpft, auf der anderen Seite Union, stets beliebt aber nie wirklich erfolgreich – bis zum Aufstieg in die Bundesliga vor zwei Jahren. Die Abneigung zwischen beiden Vereinen könnte kaum größer sein, die Sicherheitskräfte dürften vor dem ersten Aufeinandertreffen seit 15 Jahren alarmiert sein.
Hinweis: Der Berliner Fußball-Verband (BFV) hat zwar den BFC Dynamo gemeldet, allerdings hat nach DFB-Angaben ein BFV-Verein am 1. Juli gegen diese Benennung Revision beim DFB-Bundesgericht eingelegt. Angesichts dieses anhängigen Verfahrens wird bei der heutigen Auslosung zunächst lediglich allgemein der BFV-Teilnehmer einem Profiklub zugelost. Die Aussicht auf dieses Duell wollten wir uns allerdings von dieser Entscheidung vorerst nicht verhageln lassen.
Lok Leipzig – RB Leipzig: Vergangenheit vs. Gegenwart
Während die fußballerische Glanzzeit von Lok Leipzig mittlerweile einige Jahrzehnte, genauer in den 70er und 80er Jahren in der DDR-Oberliga, zurückliegt, steht RB wie kein anderer Verein für die Kommerzialisierung des modernen Fußballs. Die bislang vier Duelle fanden zwischen 2009 und 2013, just nach der Gründung RBs, in der Regionalliga statt. Seitdem ist viel passiert. Während RB bis ins Champions-League-Halbfinale vorgedrungen ist, versauert Lok weiterhin an der Schwelle zum Profifußball. Der erste Sieg gegen RB wäre Balsam für alle Leipziger Fußball-Traditionalisten und die Erinnerung an eine Zeit, in der Lok die Nummer 1 der Stadt war.
Eintracht Braunschweig – Hannover 96: Rivalen aus Tradition
Mit schönem Fußball wurden beide Fanreihen in den vergangenen Jahren nur selten verwöhnt. Während Hannover sich derzeit in der 2. Liga einzunisten scheint, musste die Eintracht nach nur einem Jahr wieder den Gang in die 3. Liga antreten. Umso gelegener käme da ein Niedersachsenderby im DFB-Pokal. Die Sorgen der letzten Jahre für 90 Minuten vergessen, die Prämie einstreichen und nebenbei den Erzrivalen aus dem Pokal hauen!
[the_ad id=”3219″]Preußen Münster/VfL Osnabrück – Arminia Bielefeld: Im Derbydreieck
In der Saison 2014/15 spielten alle drei Vereine gemeinsam in der 3. Liga, danach haben sich ihre Wege getrennt. Während die Arminia in der Zwischenzeit in die 1. Bundesliga aufgestiegen ist, spielt Münster derzeit nur in der viertklassigen Regionalliga. Im Sommer 2014 hätte wohl niemand diese Entwicklung vorausgeahnt. Und doch zeigt die Erfolgsgeschichte Bielefelds, dass der Sprung aus der 3. in die 1. Liga möglich ist. Für 90 Minuten könnten sich Münster oder Osnabrück bereits in der 1. Pokalrunde wieder auf einer Höhe mit Bielefeld fühlen.
Wuppertaler SV – Fortuna Düsseldorf: Ein eingerosteter Klassiker
Zugegeben, für die jüngeren Fußballfans kaum vorstellbar, aber es gab eine Zeit, in der sich Wuppertal und Düsseldorf auf Augenhöhe begegneten. Die gegenseitige Abneigung ist zwar noch vorhanden, jedoch deutlich abgekühlt. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Mittlerweile absolviert Wuppertal die Duelle in der Regionalliga West gegen die U23 der Fortuna. Das letzte echte Aufeinandertreffen gab es im April 2009 in der 3. Liga, danach trennten sich die Wege beider Vereine. Grund genug, sich nach 12 Jahren Abstinenz mal wieder auf einen Pokalfight im Wuppertaler Stadion am Zoo zu treffen.
SSV Ulm – 1. FC Heidenheim: Schwaben-Derby
Bereits 2019 trafen Ulm und Heidenheim in der 1. DFB-Pokal-Runde aufeinander. Bereits damals elektrisierte das Duell die Region und die Sicherheitskräfte, die das Aufeinandertreffen zu einem Hochrisikospiel ernannten. Auch sportlich hielt die Partie was sie versprach. Lange Zeit hielten die Ulmer mit, mussten sich am Ende aber dem effizienten Favoriten von der Ostalb mit 2:0 im heimischen Donaustadion geschlagen geben. Umso motivierter dürften die Spatzen in eine Neuauflage gehen, um dieses Mal das bessere Ende für sich zu haben.
Hansa Rostock – VfB Stuttgart: Aller guten Dinge sind vier
Aller guten Dinge sind drei dachte sich die Glücksgöttin Fortuna, als sie im vergangenen Sommer zum dritten Mal in Folge in der 1. Pokalrunde die Paarung Rostock gegen Stuttgart aus den Töpfen ziehen ließ. Während sich die Kogge im ersten Anlauf 2018 durchsetzte, gewann der VfB zuletzt zwei Mal mit 1:0. Wieso nicht ein viertes Mal in Folge?
Quelle: Die falsche 9
Autor: Moritz