Im Württembergischen Pokal kommt es am Dienstagabend zum Duell zwischen den Stuttgarter Kickers und dem SSV Ulm. Es ist ein Aufeinandertreffen zweier Vereine, die wieder aufblühen und in der jüngsten Vergangenheit einen ähnlichen Weg genommen haben.
Gut einen Monat vor Saisonende stehen der SSV Ulm und die Stuttgarter Kickers als Aufsteiger auf Platz 1. Der Klub von der Donau in der 3. Liga, der Klub vom Neckar in der Regionalliga Südwest. Die Zuschauerzahlen beider Vereine boomen. Die Hoffnung auf den Durchmarsch ist groß. Im Landespokal kommt es nun zum direkten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften.
Absturz nach Insolvenz 2001
Nach dem Zweitliga-Abstieg 2001 stürzte der SSV Ulm in die Oberliga Baden-Württemberg ab – spielte seither nie höher als in der vierten Spielklasse. Seit dem vergangenen Jahr sind die Spatzen zurück auf der bundesweiten Fußballlandkarte und sorgen vor allem im Kalenderjahr 2024 für Aufsehen. Bereits an Weihnachten gehörte der SSV Ulm zu den Spitzenmannschaften der 3. Liga. Die Mannschaft von Thomas Wörle stand auf Platz 3 der 3. Liga. Mit zehn Punkten Rückstand auf den Tabellenzweiten Dresden und zwölf Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter Regensburg waren die Aussichten auf einen Aufstieg allerdings noch relativ gering. Fünf Mannschaften hatten nur drei oder weniger Punkte Rückstand auf den SSV Ulm. Zudem kam die Frage auf, ob sich die Aufstiegseuphorie über den Winter transportieren lässt? Ohnehin war die Stimmung schon etwas getrübt, denn die Spatzen mussten, aufgrund einer fehlenden Rasenheizung, für die Heimspiele nach Aalen ausweichen.
Ungeschlagen in 2024
Doch Ende März kehrten die Ulmer gestärkt und ohne eine einzige Niederlage aus Aalen zurück. Die Donaustädter entwickelten sich im Kalenderjahr 2024 zur besten Mannschaft der 3. Liga und sind in den ersten drei Spielklassen – zusammen mit Bayer 04 Leverkusen – die einzige Mannschaft ohne eine Niederlage im aktuellen Kalenderjahr. Der Zwölf-Punkte-Rückstand auf Regensburg ist aufgeholt. Nun grüßt der SSV Ulm von ganz oben. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die Defensive der Ulmer. Nur sechs Gegentore kassierte der SSV im Jahr 2024 – keine andere Mannschaft in den ersten drei Spielklassen hat weniger Gegentore kassiert als die Wörle-Elf.
Der Traum vom Durchmarsch, der Drittligameisterschaft und dem Sieg im Württembergischen Pokal lebt bei den Ulmern und könnte in dieser Woche konkreter werden. Am Dienstag gastieren die Spatzen zum Viertelfinale bei den Stuttgarter Kickers – der auf dem Papier zweitbesten Mannschaft des Wettbewerbs zum aktuellen Zeitpunkt . Zum Wochenabschluss gastiert dann der SSV Jahn Regensburg im Donaustadion. Es ist das Duell des Tabellenführers gegen den Tabellenzweiten. Auf vier Punkte können die Schwarz-Weißen den SSV distanzieren. Auf Rang 3 beträgt der Vorsprung aktuell sieben Punkte.
Donaustadion ist wieder voll
Der Erfolg auf dem Platz führt auch zu den besten Zuschauerzahlen im Ulmer Donaustadion seit der Bundesligasaison 1999/00. Damals verfolgten durchschnittlich 22.388 Zuschauer die Gastspiele des FC Bayern, Borussia Dortmund, Werder Bremen und Co. In der darauffolgenden Zweitligasaison kamen noch durchschnittlich rund 7.200 Fans zu den Heimspielen. Nach dem Abstieg in die Oberliga flachten die Zahlen ab und bewegten sich in den letzten 20 Jahren stets zwischen durchschnittlich 1.000 und 2.500 Zuschauern. In der Regionalliga-Aufstiegssaison zog es bereits knapp 4.000 Fans zu den Heimspielen. In der aktuellen Spielzeit sind es 9.192 Zuschauer pro Spiel – inklusive der „Heimspiele“ in Aalen. Deutschlandweit stehen die Ulmer damit auf Platz 45.
Auch Kickers mit bestem Zuschauerschnitt seit über 20 Jahren
Auch bei den Stuttgarter Kickers ist der Zuschauerschnitt auf dem Niveau aus Zweitligaspielzeiten. Durchschnittlich 4.796 Zuschauer zieht es zu den Heimspielen auf die Waldau. Mehr Zuschauer zog es zuletzt ebenfalls vor über 20 Jahren zu den Blauen – in der 2. Bundesliga 2000/01 kamen 5.312 Fans. Deutschlandweit reihen sich die Stuttgarter Kickers auf Platz 59 ein – als neuntbester Regionalligist.
Der Traum vom Durchmarsch aus der Oberliga lebt für die Stuttgarter Kickers. Fünf Spieltage vor Saisonende steht die Mannschaft von Mustafa Ünal auf Rang 1 der Regionalliga Südwest – der zum direkten Aufstieg in die 3. Liga berechtigt. Einziges Problem: Der Verfolger TSG Hoffenheim II hat derzeit noch ein Spiel in der Hinterhand. Die Kraichgauer gastieren morgen beim abstiegsbedrohten TSV Steinbach Haiger und können mit einem Sieg an den Stuttgarter Kickers vorbeiziehen. Der Konkurrent aus Hoffenheim gewann zuletzt sieben von acht Spielen – unter anderem das direkte Duell mit 5:0. Nach drei sieglosen Spielen im März konnten die Kickers im April wieder alle drei Begegnungen gewinnen. Im Saisonendspurt zählen nur noch Siege, um den Aufstieg in die 3. Liga zu realisieren.
Pokalspiel vor großer Kulisse
Einzig ein Sieg zählt auch beim Pokal-Viertelfinale heute Abend. Über 8.000 Zuschauer werden in Stuttgart-Degerloch erwartet. Es wird die größte Heimspiel-Kulisse der bisherigen Saison sein für die Blauen. Für den Gastgeber wäre ein Einzug in das Pokal-Halbfinale noch wichtiger als für die Gäste aus Ulm – die sich wohl über die 3. Liga für den DFB-Pokal qualifizieren werden. Dazu ist ein Platz in den Top 4 nötig. Für die Stuttgarter Kickers ist der WFV-Pokal die einzige Qualifikationsmöglichkeit. Vor zwei Jahren gewann man zuletzt den Pokal – damals gegen den heutigen Viertelfinalgegner Ulm.
Alle weiteren Viertelfinalspiele und die Übersicht zu allen Landespokalen findet ihr hier: